: Walter Kuna
: Stabile Banken in herausfordernden Zeiten Schwerpunkte von Andreas Dombret in der Deutschen Bundesbank 2010 - 2018
: Fritz Knapp Verlag
: 9783831409006
: 1
: CHF 36.00
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: Geld, Bank, Börse
: German
: 496
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die internationale Finanzkrise 2008 hat gezeigt, wie groß die Gefahren einer ausgeprägten Schieflage des Finanzsystems sind - die Auswirkungen machen weder an Sektoren- noch an Ländergrenzen halt. Politik und Aufsichtsbehörden haben das erkannt und steuern dagegen an. Die zahlreichen Regulierungsbausteine haben allesamt das Ziel, die Stabilität und die Transparenz des Systems zu erhöhen und so das Vertrauen der Marktteilnehmer in Kreditinstitute wiederherzustellen. Die Anforderungen führen zu erheblichen Herausforderungen für die Marktteilnehmer: Strukturen müssen verändert, Geschäftsmodelle überarbeitet, Systeme auf ihre Funktionalität hin überprüft werden. Dr. Andreas R. Dombret hat in seiner achtjährigen Vorstandstätigkeit in der Deutschen Bundesbank das meiste hiervon miterlebt und große Teile des neuen Regulierungswerks mitgestaltet. Dabei hat er auch bei wichtigen Verhandlungen im Ausland nie die Interessen der deutschen Banken und Sparkassen aus dem Blick verloren und hat sich erfolgreich bemüht, zukünftige Entwicklungen wie beispielsweise den Klimawandel mit seinen Auswirkungen auf die Risikolagen in der Kreditwirtschaft in den Köpfen von Aufsehern und Beaufsichtigten zu verankern.

Herr Dr. Dombret, Sie haben in Ihren acht Jahren in der Deutschen Bundesbank vieles miterleben, vieles begleiten, vieles mitgestalten dürfen. Und Sie sind selbst ein erfahrener Banker. Ist es unter den herrschenden Rahmenbedingungen schwieriger geworden, ein erfolgreicher Banker zu sein?

Auf jeden Fall. Die Dinge haben sich grundlegend geändert. Zu meiner aktiven Zeit war das Bankgeschäft ertragreicher und auch noch deutlich akzeptierter in der Gesellschaft, als dies heute leider der Fall ist. Als ich 1987 nach der Universität in das Berufsleben einstieg, wollten viele der klügsten Köpfe eine Berufslaufbahn im Banking einschlagen. Es gab zum Beispiel einen heftigen Wettbewerb um Bankpraktika. Das ist heute sicherlich nur noch eingeschränkt der Fall.

Aufgrund der guten Perspektiven lockte das Banking damals nicht zuletzt auch viele Leute an, die auf das schnelle und viele Geld aus waren. Und so waren nicht nur gute und ordentliche Banker darunter, was zu den unerfreulichen Entwicklungen geführt hat, die schließlich in der Finanzkrise und dem Image- und Bedeutungsverlust der Banken mündeten.

Kam das für Sie überraschend?

Nur eingeschränkt. In jeder Berufssparte gibt es Brüche in der Entwicklung. Der entscheidende und vielleicht auch wichtigste Bruch war die weltweite Finanzkrise, die im Herbst 2008 ihren Höhepunkt erreicht hat. Allerdings haben sich die Risiken und Fehlsteuerungen schon in den Jahren zuvor aufgebaut, als die Welt nach außen noch in Ordnung schien. Sonst wäre es nicht zu einem solch heftigen Einbruch wie 2008 gekommen. Aber noch einmal: Solche Umbrüche sind grundsätzlich nichts Ungewöhnliches und ich bin mir völlig sicher, dass Banking in zwanzig Jahren noch einmal komplett anders aussehen wird, als dies heute der Fall ist.

Wie nehmen Sie die aktuelle Situation der Kreditwirtschaft war?

Aktuell leiden wir immer noch unter der Bewältigung der Finanzkrise. Es hat rund achteinhalb Jahre gedauert, bis sich die Kreditwirtschaft von den Verwerfungen einigermaßen erholt und wieder ein vergleichbares Vorkrisenniveau erreicht hat. Das zeigt: Wir sprechen nicht über eine klassische Rezession, sondern über eine wirklich tiefe Krise.

Besonders problematisch war schließlich, dass sich aus der geschäftlichen eine Vertrauenskrise entwickelte. Es ging nämlich das Vertrauen in da