Kapitel Eins
Cat
Der Prozess des Jahrhunderts, Tag 1
Kaffee bedeutet Leben, Liebe und Glück. Doch genau genommen ist er nur ein Wachmacher, und an einem Tag, an dem ich gemeinsam mit einer Horde weiterer Reporter über den Prozess des Jahrhunderts berichten werde, muss ich bei klarem Verstand sein. Aus diesem Grund habe ich mir mein marineblaues Kostüm angezogen, in dem ich besonders intelligent wirke, und es mit kniehohen Stiefeln kombiniert, bevor ich mich auf den Weg zu dem Café mache, das sich drei Häuserblocks von meinem New Yorker Loft entfernt befindet. Ich genieße den kurzen Spaziergang durch die Herbstluft. Da das Café nur zwei Blocks vom Gericht entfernt ist, wimmelt es hier von Leuten, aber der weiße Mokka ist das Schlangestehen absolut wert, und ich bin extra früh genug hergekommen, um dem Koffein ausreichend Zeit zu geben, seine Wirkung zu entfalten. Mir bleiben noch zwei volle Stunden, bis ich im Gerichtssaal sein muss, und ich habe vor, mich hier in eine Ecke zu setzen und an meiner täglichen KolumneCats Verbrechen zu schreiben, bevor ich losgehe.
Als ich mich anstelle, sind vor mir noch zehn Leute in der Schlange, und es geht nur langsam voran, deshalb googele ich zur Ablenkung den heutigen Angeklagten – auf der Suche nach etwaigen heißen Neuigkeiten, die gestern, bevor ich ins Bett gegangen bin, noch nicht online waren. Ich klicke mich durch diverse Artikel und habe mich in der Schlange gerade einen Platz weiter vorgearbeitet, als ich bei meiner Internetsuche auf den Link zu irgendeinem Blog mit dem TitelMr Sexy – Verboten heiß stoße. Da es sich bei dem Angeklagten um einen gut aussehenden Milliardär handelt, der verdächtigt wird, seine schwangere Geliebte getötet zu haben, macht mich die Schlagzeile neugierig, und ich klicke auf den Link. Die Schlange bewegt sich ein Stück weiter vorwärts und ich mich mit ihr, bevor ich zu lesen beginne:
Ich brauche Hilfe. Ich habe etwas Schlimmes getan. Etwas sehr Schlimmes. Er hat mir gesagt, er werde sich um mich kümmern. Mich beschützen. Das ist drei Monate her. Ich erinnere mich noch genau an diesen Tag, als wäre er gestern gewesen. Doch jetzt ist es heute, und eine ganze Welt liegt hinter mir und vor uns. Ich betrete sein Büro und schließe die Tür. Wir starren einander an, die Luft zwischen uns knistert. Und dann passiert es. Das, was jedes Mal zwischen uns passiert. Einen Moment lang stehe ich noch am anderen Ende des Raumes, im nächsten sitze ich auf seinem Stuhl, hinter seinem Schreibtisch, und er kniet vor mir, starrt mich mit seinen glühend heißen blauen Augen an. Seine Hände legen sich auf meine Schenkel, direkt unter dem Saum meines Rocks, und am liebsten würde ich ihm mit den Fingern durch sein dichtes, dunkles Haar fahren, doch ich weiß es besser. Ich berühre ihn erst, wenn er mir sagt, dass ich ihn berühren darf.
Stattdessen umklammere ich die Armlehnen des Stuhls, als seine Hände langsam nach oben wandern …
»Der Nächste, bitte!«
Blinzelnd lasse ich von meiner heißen kleinen Lektüre ab und stoße geräuschvoll den Atem aus. Ich komme mir echt schmutzig und ekelhaft vor, und das aus gutem Grund. Ich bin erregt und verstört von dieser offensichtlich erotischen Fantasie über einen Mann, der vor Gericht steht, weil er seiner schwangeren Freundin einen tödlichen Stoß die Treppe hinunter versetzt haben soll. Ich berichtige: seiner schwangerenGeliebten. Zwar war das Kind nicht von ihm, und er behauptet, nicht ihr Geliebter gewesen zu sein, trotzdem wurde er verhaftet, weil man seine Fingerabdrücke auf einem Türknauf gefunden hat.
»Cat!«
Der Klang meines Namens lässt mich zusammenzucken, als Jeffrey – der immer an der Kasse steh