: Julie Cohen
: Die andere Welt Roman
: Diana Verlag
: 9783641252335
: 1
: CHF 7.90
:
: Erzählende Literatur
: German
: 384
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Louise und Louis haben alles gemeinsam, bis auf eines: ihr Geschlecht. Beide wachsen zu willensstarken jungen Menschen heran, verlieben sich, träumen davon, Romane zu schreiben - und verlieren in einer dramatischen Nacht viel zu früh das Vertrauen ins Leben. Dreizehn Jahre später können beide nicht mehr vor der Vergangenheit davonlaufen und kehren in die Heimat zurück. Was denkt und fühlt Louise, was Louis? Wie verlaufen zwei Wege, die mit nur einem Unterschied beginnen? Einfühlsam erkundet Julie Cohen in ihrem vielschichtigen Roman, wie das Geschlecht unser Leben und unsere Identität bestimmt.

Wunderschöne Ausstattung - edles Naturpapier, hochwertig mit Goldfolie veredelt

Julie Cohen wurde in Maine, USA, geboren und verbrachte ihre Kindheit zwischen Büchern in der Bibliothek. Sie studierte Literatur an der Brown und der Cambridge University, und wenn sie nicht gerade an ihren Romanen arbeitet, leitet sie Schreibworkshops. Sie lebt mit ihrer Familie und ihrem Hund in Berkshire, England.

Daddys Mädchen

1978

Louise Dawn Alder wurde am 8. September 1978 als Tochter von Peggy und Irving Alder in Casablanca, Maine, geboren.

Peggy befand sich zwei Wochen über dem errechneten Geburtstermin, und es war heiß. Der August hatte sich geweigert, dem Herbst Platz zu machen. Noch verfärbten sich die Blätter nicht. Das Gras war gelb und verdorrt. Peggy stapfte durchs Haus, schwitzte ihr Schwangerschaftskleid durch, trank ein Glas Eistee mit Zitrone nach dem anderen und stieß mit dem Bauch gegen Möbel und Türrahmen.

»Ich will es hinter mir haben«, stöhnte sie, als sie mit ihrer besten Freundin Mary Phelps telefonierte, die vor einem halben Jahr Zwillinge zur Welt gebracht hatte.

»Das willst du nicht«, sagte Mary. Im Hintergrund schrie Allie oder Benny. »Behalte das Baby im Bauch, solange es geht. Zumindest kannst duschlafen, solange es noch nicht auf der Welt ist.«

Doch Peggy konnte nicht schlafen. Sie musste ungefähr einmal in der Stunde auf die Toilette, und wenn sie im Bett neben sich Irvings tiefe Atemzüge hörte, war ihr immer zu warm, und die Gedanken in ihrem erschöpften Hirn hörten nicht auf zu rasen. Hatten sie die Krippe richtig aufgebaut? Würde sie eine schlechte Mutter sein? Hatte sie die richtigen Dinge in die Tasche fürs Krankenhaus gepackt? Und wenn mit dem Baby etwas nicht stimmte?

»Es ist mir sogar egal, wenn es wehtut«, erklärte sie Mary.

»Das ist dir nicht egal«, prophezeite ihr Mary. »Bitte um alle Medikamente.«

Wie Peggy wusste, bedauerte Mary sehr, dass Benny bei der Geburt der Zwillinge zu schnell auf die Welt gekommen war, weshalb keine Zeit blieb, sie noch mit Medikamenten zu versorgen. Und obwohl Allie erst eine Stunde später gekommen war, fand der Arzt, Mary habe es beim ersten Baby so gut gemacht, dass sie beim zweiten auch nichts einnehmen müsse.

»Ich habe Angst«, flüsterte Peggy, obwohl Irving bei der Arbeit war und niemand sie hören konnte. Fest wickelte sie die Telefonschnur um ihre Finger. »Vielleicht ist es noch nicht auf der Welt, weil etwas mit ihm nicht stimmt.«

»Tritt es dich?«, fragte Mary, dann sprach sie mit ihrem Baby. »Ach, Allie,Schluss jetzt. Du saugst mich ja aus, lass noch etwas für deinen Bruder übrig.«

»Ja.« Wobei … wann hatte es das letzte Mal getreten? Die Stöße von innen waren so normal geworden, dass Peggy sie kaum noch bemerkte – es sei denn, ein kleiner Fuß klemmte hinter einer Rippe und ließ sie vor Schmerz um Atem ringen. Sie legte die Hand auf ihren runden Bauch und erhielt zur Antwort einen dumpfen Stoß.

»Ja, jetzt gerade«, sagte sie erleichtert.

»Na, dann ist alles in Ordnung. Wetten, dass es ein Mädchen ist?«

»Ich glaube, es ist ein Junge.«

»Nein. Jungs sind pflegeleicht. Sieh dir den