: Philipp Ruch
: Schluss mit der Geduld Jeder kann etwas bewirken. Eine Anleitung für kompromisslose Demokraten
: Ludwig
: 9783641246983
: 1
: CHF 7.20
:
: Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
: German
: 192
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Warum sich nichts ändert, wenn wir nichts ändern

Rassismus, Fanatismus, Demokratiefeindlichkeit – es gibt reichlich und dringend Anlass, zu handeln. Doch viele meinen, nichts ausrichten zu können. Dabei kann jeder und jede etwas bewirken: Man kann gegen Rechtsradikalismus vorgehen. Man kann für den Klimaschutz kämpfen. Man kann die europäische Außenmauer einreißen. Man kann die Kinder in Syrien retten. WIR können das! Philipp Ruch zeigt, wie wir zum Glauben an die eigene Wirksamkeit zurückfinden, wie wir den Kampf ums Ganze auf den eigenen Alltag herunterbrechen können und welche konkreten Mittel in diesem Kampf tatsächlich die besten und wirkungsvollsten sind. Ein Buch gegen Unmenschlichkeit, Gleichgültigkeit, Ohnmacht und Entpolitisierung – ein leidenschaftlicher Aufruf zum Handeln!

Philipp Ruch, Gründer des »Zentrums für Politische Schönheit«, beschreibt vier unverzichtbare Schritte, wie wir eine freie und menschliche Gesellschaft verteidigen:

DENKE!

Die neue Bösartigkeit und warum Politikerinnen und Politiker dringend aus der vierten Gewalt (den Medien) verschwinden müssen – Eine Anleitung für Entschlossene, Übersicht ins gedankliche Chaos zu bringen.

KÄMPFE!

Die Strategie des Fascismus: Wie man mit inszeniertem Bürgerkrieg an die Macht gelangt – Warum es dringend nötig ist, dass wir uns für die Demokratie zur Wehr setzen, wie weit wir in diesem Kampf gehen müssen, und was die richtigen Mittel sind.

ÄCHTE!

Der uralte Traum des Appeasements: Wir kommen dem Feind entgegen und er lässt von seiner rechtsradikalen Position ab – Warum das nicht funktioniert, Ächtung die Grenze zwischen demokratischem und demokratiefeindlichem Diskurs zieht, und was wir tun müssen, bevor es zu spät ist.

HUMANISIERE!

Die Politik der Kälte, unsere persönliche Verantwortung und warum zukünftige Historikerinnen wenig Gnade mit uns haben werden – Wie die Macht der Fiktion eine Gesellschaft menschlicher machen und freie Kunst dort helfen kann, wo der Journalismus scheitert.

Philipp Ruch, geboren 1981, ist der Gründer und künstlerische Leiter des »Zentrums für Politische Schönheit«, mit dem er sich in spektakulären und radikalen Aktionen seit Jahren dem Rechtsextremismus in den Weg stellt. Seine Arbeiten verwischen dabei bewusst die Grenzen von Fiktion und Realität. Philipp Ruch studierte politische Philosophie und Ideengeschichte mit abschließender Promotion und lebt in Berlin. Bei Ludwig erschienen von ihm »Wenn nicht wir, wer dann?« und der SPIEGEL-Bestseller »Schluss mit der Geduld«.

KÄMPFE!

Über die Strategie des Fascismus: Wie man mit inszeniertem Bürgerkrieg an die Macht gelangt  Warum es dringend nötig ist, dass wir uns für die Demokratie zur Wehr setzen, wie weit wir in diesem Kampf gehen müssen, und was die richtigen Mittel sind.

Wenn wir schlaflos in den Betten lagen

und der Phantasie Gefahrspiele zu kosten gaben.

(Anton Kuh)

Der Kampf um die Zukunft

»Lerne, so viel du kannst, aus der Geschichte«, unterrichtete Churchill seinen Sohn, »denn wie sonst könntest du wissen, was in der Zukunft passiert?« Ich möchte einen Teil in historischer Phantasie aufschlagen. Mitunter gelingt es, die Ereignisse der eigenen Zeit im Spiegel einer anderen Zeit zu verstehen. Für dieses Buch habe ich die Ausgaben des Jahres 1932 derWeltbühne studiert. Ich wollte wissen: Warum Hitler? Was ahnten die Zeitgenossen? Ich erwartete, gegen Jahresende Warnungen vor Hitler zu lesen. Aber bereits im allerersten Artikel, Januar 1932, schildert Carl von Ossietzky, wie der Chefredakteur einer Zeitung auf Hitlers Befehl entlassen wird. Im Januar 1932 ist Hitler weit davon entfernt, ein Amt zu bekleiden. Er verfügt offiziell über keine Macht im Staat. Wie kann auf seinen Willen hin ein Chefredakteur entlassen werden?

Ich erwartete, einen über das gesamte Jahr anschwellenden Einfluss der Nationalsozialisten zu beobachten. Stattdessen schmettert von Ossietzky den Satz schon auf der fünften Seite ins Gesicht: »Jeder Redakteur […] wird sich danach fragen, ob er es noch in Zukunft wird wagen dürfen, eine Nachricht zu bringen, die Hitler unangenehm ist«. Da merkte ich, dass ich mein Wissen über die Weimarer Republik vergessen sollte.

Wie ist das möglich? Wie kann Hitler Macht besitzen, ohne gewählt zu sein? Er wird ein Jahr später, im Januar 1933, Reichskanzler. Das Studium derWeltbühne zeigte mir zwei Dinge. Der beruhigende Teil zuerst:Die Weltbühne wird ihrem Ruhm nicht gerecht. Sie liegt politisch teilweise völlig daneben (Tucholsky bezeichnet den Fascismus an einer Stelle als »Lagerbräu«). Auch qualitativ können sich die Autoren derWeltbühne nicht mit den Intellektuellen von heute messen. Was Mely Kiyak, Georg Diez, Harald Welzer, Naika Foroutan, Arno Frank, Samira El Ouassil, Matthias Dell oder Maxim Biller zu Papier bringen, ist um Längen besser als die Texte derWeltbühne. Zumindest 1932 ist die Zeitschrift nicht das politische Blatt, als das sie verehrt wird.

Aber es gibt auch einen beunruhigenden Teil. Das Jahr 1932 verrät uns mehr über unsere eigene Zeit, als ich erwartet hätte.Die Weltbühne, die Woche für Woche eine selbstzerstörerische Gegenwart rekapituliert, kennt eine erschreckende Kontinuität der Ereignisse. Aus dem Geschichtsunterricht wusste ich über die Weimarer Republik, dass das wesentliche Problem in der Instabilität der Regierungen bestand. Die Regierungen zerfallen in rascher Abfolge. WasDie Weltbühne weiß, was sie wöchentlich weiß und über das Jahr alseine stringente Erzählung ausbreitet, wirft ein anderes Licht auf die vermeintliche Fragilität Weimars.Die Weltbühne nennt Strippenzieher und Verantwortliche – und die sind immer dieselben (allen voran Kurt von Schleicher).

Hitler kommt Monat für Monat seinem Ziel näher: einem Staatsstreich. Auch die harte Rechte hat in unseren Tagen etwas vor. Um Hitler zu verstehen, müssen wir einen scheinbaren Nebenschauplatz genau betrachten, über den zwar viele reden, den aber nur wenige durchdringen: den Bürgerkrieg.

Ich habe mit mir gerungen, die Überlegungen zu Papier zu bringen. Die Gefahr besteht darin, der falschen Seite Gedanken zu stecken, aus denen sie lernt. Nach vielen Beobachtungen bin ich mir aber sicher, den Rechten nichts Neues zu erzählen. Nach dem Anlegen von Todeslisten, Leibstandarten, Safe-Houses, nach den großgesellschaftlichen Destabilisierungsversuchen von Chemnitz bin ich mir sicher, dass die Bürgerkriegstreiber wissen, was sie tun. Diese Kräfte sind über den Weg an die Macht längst durch eigenes Studium derNS-Aufzeichnungen im Bilde. Jedoch: Was weiß der Rest des Landes davon? Dieses Kapitel ist für alle politischen Beobachter, die die größere Entwicklungsrichtung noch nicht verstehen. Möge er dem Nachfolgenden den Weg versperren. Der Blick in die Vergangenheit könnte ein Blick in die Zukunft sein.

Das »Höcke«-Orakel

Der Fascismus hat seine ganz eigene Geschwindigkeit. Als sich die größte europäische Katastrophe nach dem Zweiten Weltkrieg anbahnte – der Bürgerkrieg