Vorwort
von der Katze des Dalai Lama
An einem wunderschönen Morgen im Himalaja kam mir eine großartige Idee. Ich lag gerade auf meinem Lieblingsplatz – der Fensterbank im Empfangszimmer des Dalai Lama. Hier verbringe ich viel Zeit damit, die Sonne zu genießen und dem Treiben im Innenhof einen Stock tiefer zuzusehen. Und natürlich den hochinteressanten Gesprächen zu lauschen, die in diesem Raum geführt werden.
An besagtem Morgen also bekam Seine Heiligkeit Besuch von einem der einflussreichsten Regisseure Hollywoods. Da ich als Katze Seiner Heiligkeit höchsten Wert auf Diskretion lege, werde ich euch selbstverständlich nicht verraten, um wen es sich dabei handelte. Einige kleine Hinweise müssen genügen.
Wenn ihr jemals Mitleid mit einem kleinen Außerirdischen hattet, einen vor Dinosauriern wimmelnden Vergnügungspark bestaunt oder an der Jagd nach verlorenen Schätzen teilgenommen habt, könnt ihr euch womöglich denken, um wen es sich bei diesem Besucher handelte. Ihr wisst schon, der Mann mit dem Bart und der Brille.Genau der!
Ich verbrachte geraume Zeit in angenehmem Halbschlaf, träumte vor mich hin, schnurrte leise und hörte den beiden Männern nur mit halbem Ohr zu. Sie unterhielten sich darüber, dass die Sprache die Macht hat, uns an Orte zu bringen, die wir auf anderem Wege niemals erreichen können. Bestimmte Phrasen und Redewendungen seien diesbezüglich besonders wirkungsvoll, behauptete unser Gast. »Denken wir nur an die magischsten Worte überhaupt …«, sagte er.
Sofort fingen meine Schnurrhaare vor Neugierde an zu zittern. Wir Anhänger des tibetischen Buddhismus haben ja ein Faible für magische Worte. Offenbar wollte uns der Regisseur ein ganz besonderes Mantra verraten, das das Schicksal eines jeden, der es hörte, zum Positiven veränderte.
Dabei glaubte ich schon erraten zu haben, wie diese Worte lauteten. Eigentlich war es kinderleicht, weil ich sie Tag und Nacht von den Mönchen und unseren Besuchern aus dem Westen mit großer Inbrunst vorgetragen hörte:Om mani padme hum.
Es war ein Mantra der Liebe und des Mitgefühls. Wenn man es mit wachsendem Verständnis und zunehmender Überzeugung wiederholt, haben diese Worte so gut wie immer eine magische Wirkung – selbst wenn man diese nicht sofort bemerkt.
Eine frische Brise von den eisbedeckten Gipfeln trug den Duft der Himalaja-Kiefer in meine Nase. Ich konnte mich glücklich schätzen, dass ich derlei Dinge wusste. Ich war wirklich eine mit enormer Weisheit gesegnete Katze.
Die Kunstpause, die der Regisseur nach seinen letzten Worten gemacht hatte, zog sich scheinbar endlos in die Länge. Er war kurz davor, die magischen Worte zu äußern, doch er machte es spannend. Obwohl ich mir ja schon sicher war, um welche Worte es sich handelte, wollte ich sie trotzdem aus seinem Munde hören!
Doch dann kam etwas völlig Un