: Dieter Thomas Heck
: Der Ton macht die Musik Erinnerungen
: LangenMüller
: 9783784483627
: 1
: CHF 7,90
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: Biographien, Autobiographien
: German
: 208
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Einer der bekanntesten und beliebtesten Moderatoren und Entertainer der Unterhaltungsszene breitet sein Leben aus. Ein spannender Blick hinter die Kulissen der Welt der Schlager, der Lieder , der Spiele und des Films. Ein farbiger Bilderbogen eines Lebens, in dem Langeweile und Routine niemals Platz hatten.

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Es schien, als würde die weiße Sonne die Wattewölkchen zum Gefrieren bringen, und plötzlich tauchte Berlin unter mir auf. Der Pilot legte die Maschine in eine Kurve, und die Flügelspitzen tunkten zaghaft in ein Wolkenband.

Es rüttelte ein wenig.

Für mich ist das Fliegen in gewissem Sinne immer aufregend: Ich hatte nie Angst im Flugzeug, aber ich fühle mich jedesmal so wie ein kleiner Junge, der auf die Kirmes geht. Eine Zeitlang wollte ich unbedingt Pilot werden. Flugzeuge faszinierten mich noch mehr als Autos. Als kleiner Junge blieb ich auf der Straße stehen, wenn hoch oben ein Flugzeug über uns hinwegflog, und starrte der Maschine nach. Einmal sagte ich meinem Vater, daß ich Berufspilot werden wolle. »Das wird nicht klappen, Dieter«, antwortete er, »du siehst nicht gut genug.« Ich weiß nicht, ob meine Kurzsichtigkeit letzten Endes wirklich den Traum vom Fliegen zunichte gemacht hätte, aber wahrscheinlich muß sich jeder Mensch einen heimlichen Wunsch offenlassen, vielleicht eine Art äußerlich nicht sichtbarer, entrückter Hingabe, welche den Sehnsüchten die Zügel schießen läßt.

An jenem 15. Januar 1969, es war ein Mittwoch, saß ich jedenfalls in der kleinen, sechssitzigen Turbopropmaschine derModern Air von Saarbrücken nach Berlin und beobachtete gebannt jeden Handgriff des Piloten. Er drückte auf den Steuerknüppel und ging allmählich auf 500 herunter. In dem Sitz rechter Hand von mir hatte es sich Truck Branss bequem gemacht. Er hatte die Beine weit von sich gestreckt und hielt die Augen geschlossen, so als schliefe er. Truck war ein Bär von einem Mann: groß gewachsen, mit einem mächtigen Brustkorb und einem kantigen Schädel, der von dichtem, langsam grau werdendem Haar eingerahmt war. Die Koteletten ließ Truck üppig über die Ohren sprießen. Truck war 1969 der absolute Starregisseur des deutschen Fernsehens. Ein Regisseur, der mit seinen Sendungen Künstlermachen oder untergehen lassen konnte. Er besaß einen beißenden Witz, ein geniales Auge für das Optische, und er war manchmal menschenverachtend böse. Truck – ein phonetischer Kunstgriff übrigens, denn von Geburt her hieß erKurt Branss und drehte den Vornamen einfach um, weil das besser klang – hatte die Attitüden eines russischen Großfürsten.

Truck war geistreich, originell und arrogant. Als ein