1. KAPITEL
Ihr Foto prangte unübersehbar auf der Titelseite und wirkte wie eine Verurteilung. Arianna stöhnte leise auf. Ja, das war sie … In ihrem knappsten Bikini, auf der Jacht ihres guten Freundes Jonny, eine Champagnerflasche in der Hand.
Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken.
Noch vor einem Jahr wäre es ihr egal gewesen, welche Schlagzeilen sie verursachte. Doch an ihrem vierundzwanzigsten Geburtstag war ihr klar geworden, dass nichts, was sie tat, ihr je die Aufmerksamkeit ihres Vaters einbringen würde.
Ihn interessierte nur seine Karriere. Und die Tatsache, dass er sie kontrollieren konnte, so wie er vor langer Zeit ihre Mutter kontrolliert hatte, trug nicht dazu bei, dass sie sich besser fühlte.
Jetzt war sie nach Positano gekommen, um wie so oft den Sommer in der Familienvilla zu verbringen. Sie hatte nie richtig Italienisch gelernt, verstand aber genug, um die Schlagzeilen in der Zeitung lesen zu können.
Sie feiern wieder!
Wie immer verbringen Mitglieder der reichsten Familien Europas den Sommer an der Amalfiküste. Jetzt wurde Arianna Fitzgerald, Tochter des Modedesigners Randolph Fitzgerald, auf der Jacht des Schauspielers Jonny Monaghan gesichtet. Die reiche Erbin ist dafür bekannt, ihr Leben mit Partys zu verbringen. Die britische Presse bezeichnet sie als meistprivilegierte und zugleich oberflächlichste Persönlichkeit des Planeten.
Arianna ließ die Zeitung zu Boden fallen, schloss die Augen und versuchte herauszufinden, warum sie hier am Pool auf der Liege geschlafen hatte.
Ihr Kopf dröhnte, und ihre Kehle war wie ausgedörrt. Was war gestern Abend geschehen? Sie erinnerte sich daran, auf Jonnys Jacht gewesen zu sein. Mit dem Boot war sie auch zur Villa Cadenza, dem Familienanwesen, gekommen.
Arianne blickte an sich herunter. Sie trug noch immer den knappen Bikini, allerdings bedeckt durch einen Sarong. Wo kam der her? Und wieso fühlte sie sich so elend? Sie hatte doch kaum etwas getrunken und auch keine der Partydrogen genommen, die Jonny und seine Freunde regelmäßig konsumierten. Nein, sie hatte zwar immer gerne gefeiert, sich aber stets von Drogen ferngehalten. Es flößte ihr zu viel Respekt ein, die Kontrolle zu verlieren. Umso erschreckender war nun, dass sie den gestrigen Abend nur noch verschwommen rekonstruieren konnte.
Sie schloss erneut die Augen und hörte einen Moment später Schritte, die sich dem Pool näherten. Das musste Filippo sein, der Butler. Guter, alter Filippo!
Arianna kannte ihn seit ihrer Kindheit, und er hatte sie stets liebevoll beschützt. Auch als sie schwierig geworden war. Mit keinem Kindermädchen war sie zurechtgekommen, und auch auf dem exklusiven englischsprachigen Internat hatte sie ihre rebellische Ader gezeigt. So sehr, dass sie schließlich mit fünfzehn von der Schule verwiesen worden war.
Filippo hatte immer zu ihr gehalten, und sein geheimes Wunderfrühstückrezept vertrieb auch die heftigsten Partynachwirkungen, was sich in den letzten Jahren immer wieder bewiesen hatte.
Hoffentlich hatte er Kaffee dabei …
Die Schritte kamen näher, und schließlich blieb jemand neben der Liege stehen. Arianna blinzelte müde, dann stutzte sie.
Nein, Filippo trug ganz sicher keine schwarzen Boots. Und auch keine verwaschene Jeans. Sie ließ den Blick nach oben wandern, über schmale Hüften und einen beeindruckend muskulösen Oberkörper, über den sich ein schlichtes schwarzes T-Shirt spannte.
Der Mann trug ein Tablett in den Händen. Hatte ihr Vater einen neuen Butler eingestellt?
„Wer sind Sie? Wo ist Filippo?“
Ariannas Blick fiel auf das Gesicht des Mannes, und ihr Herz machte einen Sprung. Ganz sicher klang ihre Stimme