1. KAPITEL
Dies ist ein angesehenes Haus. Wahrlich nichts für jemanden wie Sie.“
Lady Isabella Knox, die Schwester des Duke of Middlebury, war gerade dabei gewesen, ihre Handschuhe abzustreifen – nun hielt sie jedoch inne. Ihr Hund Rufus legte den Kopf ein wenig schief und sah sie abwartend an. Er wedelte mit seiner Rute, die gegen den beschmutzten Saum ihres Reisekostüms schlug.
„Ich bitte Sie, Gnädigste, weisen Sie mich nicht ab!“ Die junge Dame, zu der die Stimme gehörte, war offenbar wohlerzogen und schien den Tränen nahe zu sein.
„Im ‚Hogshead‘ wird man Sie aufnehmen.“ Die kalten, abweisenden Worte der Wirtin waren deutlich aus der Schankstube zu vernehmen.
„Oh, aber bitte …“ Mit einem Schluchzer brach sie ihr Flehen ab.
Langsam zog sich Isabella die ziegenledernen Handschuhe von den Fingern. Ihr Blick glitt erst zur halb geöffneten Tür der Schankstube und dann die Treppe hinauf nach oben, wo ein äußerst bequemer Privatsalon auf sie wartete. Neugierde ist eine Sünde, mahnte sie sich.
Hinter ihr erklangen die energischen Schritte von Partridge, ihrer Zofe.
„Frische Luft, pah!“, grummelte die Frau und ließ den Regenschirm scharf zuschnappen. „Überall nur Schmutz und Pfützen und gaffende Bauerntölpel …“
Isabella hob den Zeigefinger. „Pst, Partridge, still!“
„Ich flehe Sie an, bitte …“
Das Mädchen klang fast wie Felicity, ihre Nichte! Kurz entschlossen steuerte Isabella den Schankraum an.
„Das wäre ja unerhört, wenn ich Sie hier unterbrächte, wo doch Ihre Ladyschaft im Haus ist!“
Rasch stieß Isabella die Tür auf und erfasste die Situation mit einem Blick: In dem Raum mit der niedrigen Balkendecke und dem großen Kamin hatte sich die untersetzte Wirtin – in weißer, gestärkter Schürze, mit einem Witwenhäubchen auf dem Kopf – vor einem hübschen Mädchen aufgebaut, dem Tränen über die Wangen rannen. Zu den Füßen der Weinenden stand eine Reisetasche.
Die Wirtin sah kurz auf und beeilte sich, untertänig zu knicksen. „Eure Ladyschaft.“
„Mrs. Botham.“ Isabella wandte den Blick sofort wieder der Fremden zu. Ja, sie war Felicitys Ebenbild: dunkelhaarig und recht zierlich. Sie schien gerade erst dem Schulzimmer entwachsen zu sein. „Ich konnte Ihr Gespräch nicht überhören. Scheuchen Sie das arme Kind doch nicht meinetwegen hinaus auf die Straße.“
Die Wirtin straffte die S