: Ian Andrew James, Louisa Jackman
: Herausforderndes Verhalten bei Menschen mit Demenz Einschätzen, verstehen und behandeln
: Hogrefe AG
: 9783456958262
: 2
: CHF 32,10
:
: Pflege
: German
: 264
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
Pflegende sind täglich mit herausfordernden Verhaltensweisen von Menschen mit Demenz konfrontiert, welche die Lebensqualität von Angehörigen, Pflegenden und Betroffenen selbst beeinträchtigt. Herausfordernde Verhaltensweisen zeigen sich u.a. als Apathie, Agitiertheit, Aggression, Kotschmieren, Urinieren, Schlaf-Wach-Rhythmus-Umkehr, Schreien und Rufen oder Bewegungsunruhe. Um mit ihnen angemessen umgehen zu können, muss man sie verstehen. Das Praxishandbuch: - bietet eine detaillierte Darstellung aggressiver und nicht aggressiver herausfordernder Verhaltensweisen - stellt anschaulich mit Modellen und Beispielen dar, wie herausfordernde Verhaltensweisen eingeschätzt und erklärt werden können - analysiert und kritisiert die Rolle und den Einsatz von Neuroleptika bei Demenzen - gibt einen Überblick über mögliche psychologische und nicht-pharmakologische Interventionen, wie Aromatherapie, Bewegung, Musiktherapie, Psychotherapie, Realitätsorientierung, Reminiszenztherapie, sensorische Stimulation und kognitive Anregung, tiergestützte Therapie, Werkzeugkisten-Ansatz sowie Umgebungsanpassung und Verhaltensmanagement. Die zweite, vollständig überarbeitete Auflage wurde um neuere Studien und Praxisrichtlinien erweitert. Neue Kapitel über kontroverse Themen im Verhaltensmanagement von Menschen mit Demenz wurden ergänzt, wie z.B. Lügen und Täuschen, freiheitsbeschränkende Maßnahmen, Sexualität und LGBT-Themen, tiergestütze Therapie, Gewalt und Rassismus gegenüber Teammitgliedern.
2 Demenz – was ist das?

2.1 Einführung

In diesem Kapitel wird erklärt, was eine Demenz ist und erläutert, wie wir mit demenzkranken Menschen umgehen müssen, um ihr Wohlbefinden zu erhalten und ihre herausfordernden Verhaltensweisen zu reduzieren. Zuerst werden die verschiedenen Demenztypen beschrieben, dann die einzelnen Stadien, die den funktionellen Niedergang kennzeichnen. Wir stellen zwei Klassifikationssysteme vor, mit denen die fortlaufenden Veränderungen der Funktionslevel Betroffener überwacht werden können: die Allen-Taxonomie (Allen et al., 2007) und die Pool Activity Levels (Pool, 2012). Schließlich beschäftigen wir uns mit einigen der sensorischen und kognitiven Veränderungen von Menschen mit Demenz.

Am Ende dieses Kapitels werden Sie folgende Dinge gelernt haben:
•• Demenz ist der Oberbegriff für eine Gruppe von Krankheiten, die mit dem Verlust von Gehirnzellen einhergehen.
•• Die mit Abstand häufigsten Formen sind die Alzheimer-Krankheit, die vaskuläre Demenz und eine Mischung aus beiden.
•• Demenzen sind progressiv und werden anhand des Verlusts der Fähigkeiten und Fertigkeiten oft in „Stadien“ eingeteilt. In den späteren Stadien haben die meisten Erkrankungen ihre charakteristischen Merkmale verloren; ihre Auswirkungen unterscheiden sich kaum noch.
•• Die einzelnen Demenzstadien lassen sich klassifizieren, um klinische Interventionen zu erleichtern.

2.2 Die verschiedenen Demenztypen

Man vergisst nur allzu leicht, wie komplex das Alltagsleben ist! Wir müssen Tag für Tag zahlreiche Probleme lösen, Entscheidungen treffen und uns Dinge merken; unser Alltag hat unendlich viele körperliche und soziale Aspekte. Alle diese Leistungen sind auf die richtige Art und in der richtigen Reihenfolge zu erbringen. Leider fällt es Menschen mit Demenz oft schwer, sämtliche Funktionen zu koordinieren, weshalb es zu Fehlern, Fehlinterpretationen, Fehlwahrnehmungen und Kommunikationspannen kommt. Dabei können Missverständnisse auftreten, die wiederum bewirken, dass die Betroffenen leiden und womöglich herausfordernde Verhaltensweisen entwickeln.

Um das Auftreten problematischer Verhaltensweisen zu verhindern, müssen wir wissen, wie mit demenzkranken Menschen am besten kommuniziert und interagiert wird und wie man den eigenen Kommunikationsstil anpasst, um ihre unterschiedlichen Bedürfnisse zu befriedigen. Ein entscheidender Punkt, den es zu bedenken gilt, ist der Einfluss der Demenz auf die Fähigkeit der Person, ihre Umgebung zu verstehen und angemessen auf ihre Umgebung zu reagieren. Die Auswirkungen werden vom jeweiligen Demenztyp bestimmt.

In diesem Abschnitt wird die Natur einiger häufiger Formen beschrieben.
Herausforderndes Verhalten bei Menschen mit Demenz1
Inhaltsverzeichnis7
Vorwort des deutschen Herausgebers zur ersten deutschsprachigen Auflage13
Teil I: Schlu?sselthemen und Grundlagen17
1 Einfu?hrung19
1.1 Demenz – auf der Tagesordnung ganz oben19
1.2 Verhalten, das herausfordert – herausforderndes Verhalten20
1.3 Das richtige Buch zur richtigen Zeit21
2 Demenz – was ist das?23
2.1 Einfu?hrung23
2.2 Die verschiedenen Demenztypen23
2.2.1 Demenzen24
2.2.2 Alzheimer-Krankheit24
2.2.3 Vaskuläre Demenz oder Multiinfarkt-Demenz24
2.2.4 Lewy-Körperchen-Demenz25
2.2.5 Frontotemporale Demenz25
2.3 Die Stadien der Demenz26
2.4 Funktionale Veränderungen (sensorische und motorische)26
2.4.1 Sensorische Veränderungen27
2.4.2 Gedächtnisprobleme29
2.5 Verbliebene Erinnerungen und deren Aktivierung30
2.6 Fazit31
3 Wesen und Ursachen herausfordernden Verhaltens33
3.1 Einfu?hrung33
3.2 Das Wesen herausfordernden Verhaltens33
3.3 Herausforderndes Verhalten mithilfe der richtigen Informationen verstehen36
3.3.1 Der Eisbergvergleich36
3.3.2 Hintergrundinformationen38
3.3.3 Die Rollen von Gedanken, Emotionenund Überzeugungen40
3.4 Diskussion43
3.5 Fazit46
3.6 Herausforderndes Verhaltenmessen – Methoden und Instrumente47
Teil II: Klinische Interventionen bei herausforderndem Verhalten49
4 Klinische Behandlungsansätze51
4.1 Mit welchen klinischen Ansätzen wird herausforderndes Verhalten behandelt?51
4.2 Mit welchem Ansatz sollte wann und wie gearbeitet werden?52
5 Pharmakologische Behandlungsansätze55
5.1 Einfu?hrung55
5.2 Allgemeines55
5.3 Psychotrope Medikamente56
5.3.1 Neuroleptika57
5.3.2 Benzodiazepine (Sedativa)59
5.3.3 Antidepressiva60
5.3.4 Antikonvulsiva (Antiepileptika)61
5.3.5 Antidementiva (Cholinesterasehemmer und Memantin)61
5.3.6 Schlafmittel (Hypnotika)61
5.4 Diskussion62
5.5 Fazit64
6 Medizinisches Screening organischer Störungen65
6.1 Einfu?hrung65
6.2 Körperliche und psychische Erkrankungen65
6.2.1 Schmerzen67
6.2.2 Delirum70
6.3 Körperliche und psychische Ursachen ermitteln71
6.4 Die Bedu?rfnisse pflegender Angehöriger72
6.5 Fazit74
7 Kommunikations- und Interaktionstraining fu?r Pflegende75
7.1 Einfu?hrung75
7.1.1 Gute Kommunikation75
7.1.2 CAIT fu?r Pflegende75
7.1.3 Emotionen: Wie sich Demenz anfu?hlt80
7.2 Aktivitäten des täglichen Lebens und Funktionslevel81
7.2.1 Vorbereitung84
7.3 Fazit87
8 Behandlung mit strukturierten Interventionen89
8.1 Einfu?hrung89
8.2 Die Protokolle89
8.2.1 Protokoll 1: BANGS-Methode89
8.2.2 Protokoll 2: Bedu?rfnishierarchie90
8.2.3 Protokoll 3: RAM-Modell – Reduce emotion, Assess need, Meet need91
8.2.4 Protokoll 4: TREA (Treatment Routes for Exploring Agitation)95
8.2.5 Protokoll 5: Newcastle Checklist (NCheck)97
8.2.6 Protokoll 6: Dementia Care Mapping (DCM)100
8.2.7 Weitere Demenzprotokolle und Fragebögen101
8.3 Fazit102
9 Psychosoziale und andere nichtpharmakologische Ansätze103
9.1 Einfu?hrung103
9.2 Nichtpharmakologische Behandlungsansätze103
9.2.1 Präventive Ansätze105
9.2.2 Herkömmliche bewährte Präventionsstrategien105
9.2.3 Alternative (komplementäre) psychosoziale Präventionsmaßnahmen111
9.2.4 Formulierungsgelenkte Interventionen114
9.2.5 Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) und Interpersonelle Psychotherapie114
9.2.6 Auf Gesundheitsfachpersonen fokussierte, personzentrierte Ansätze115
9.3 Fazit117
10 Das Newcastle-Angebot: die Arbeitsweise eines Expertenteams119
10.1 Einfu?hrung119
10.2 Protokoll des Newcastle-Ansatzes122
10.2.1 Prozess- und Strukturmerkmale der Assessmentphase: zuhören und behutsam klären122
10.2.2 Treffen zum Informationsaustausch: eine Übereinkunft finden128
10.2.3 Formulierung: die Geschichte vereinheitlichen128
10.3 Behandlungsplanung und -unterstu?tzung130
10.4 Assessment der Auswirkungen des Dienstleistungsangebots131
10.4.1 Die Arbeit mit dem Newcastle-Ansatz132
10.5 Der Kontext ist wichtig!