Das erste Mal sahen wir sie bei Meile 22, direkt hinter einer im Schilf versteckten Furt. Dann geschah es immer öfter. Hinter einem Steinbruch, einem Dornbusch oder einem Weizenfeld war der verschwundene Weg plötzlich wieder da, bildete eine Achse mit der Straße, die wir in einem Wirrwarr von Wegen, Asphalt und Schilf gerade verloren hatten, und vor allem geschah es, wenn gut zwanzig Satelliten über uns die Verlängerung auf dem GPS-Schirm bestätigten. In diesem Augenblick wurde die verschwundene Straße auf magische Weise auf der Karte wiedergeboren, und Spuren, die wir auf den ersten Blick für unbedeutend gehalten hatten, bekamen plötzlich einen Sinn. Aber vor allem wurde auch in uns etwas zurechtgerückt, und eine wunderbare Euphorie erfasste die Wandergruppe.
Guter Gott, wir gingen nicht nur über die Appia Antica. Wir waren dabei, sie wiederzuentdecken! Sie tauchte auf, rief uns unter den Schuhsohlen. Sogar das Wort „Kulturerbe“ schien aus unbekannten Tiefen aufzutauchen. Das war nicht das Familiensilber, das man an Feiertagen auf den Tisch stellt. Das war keine käufliche Ware, kein Prestigeprojekt für einen Sponsor und auch keine Ausrede, noch mehr zuzubetonieren. Sondern die Erde der Väter, unser aller Wurzeln. Genau das suchten wir. Und zwar mit den Füßen, die für uns keine Extremitäten sind – was für ein schreckliches Wort –, sondern hochsensible Sinnesorgane. Sie waren unser Seismograf, unser Metalldetektor, unsere Wünschelrute. Unser Aufbegehren gegen den Gedächtnisverlust einer ganzen Nation hatte ein Zeichen, ein universales und starkes Symbol gefunden: die erste