: Jean-Christophe Grangé
: Im Wald der stummen Schreie Thriller
: beTHRILLED
: 9783732580934
: Atemberaubende Spannung von Frankreichs Nummer-1-Thriller-Autor
: 1
: CHF 7.10
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 544
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Die Schuld hat viele Gesichter ...

Die Untersuchungsrichterin Jeanne Korowa übernimmt den Fall einer grausamen Mordserie: Drei Frauen wurden brutal ausgeweidet, ihre Leichen makaber in Szene gesetzt und Teile ihrer Körper offenbar vom Täter verspeist. Bei ihren Ermittlungen stößt Jeanne auf einen besorgten Vater, der vom seltsamen Verhalten seines autistischen Sohnes berichtet. Kann der junge Mann der Täter sein? Die Suche nach der Wahrheit führt Jeanne bis in den Dschungel Argentiniens - und dort werden ihre schlimmsten Albträume Wirklichkeit ...

Autismus, archaisches Grauen und die Frage danach, was den Menschen ausmacht - In 'Im Wald der stummen Schreie' verwebt der französische Bestseller-Autor Jean-Christophe Grangé Fakten und Fiktion zu einem erschreckend realen Thriller.

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.


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<p><strong>Jean Christophe Grangé</strong>, 1961 in Paris geboren, war als freier Journalist für verschiedene internationale Zeitungen (u.a. Sunday Times, Observer, El Pais, Spiegel, Stern) tätig. Auf sein bravouröses Romandebüt"Der Flug der Störche" folgten weitere Veröffentlichungen, durch die er rasch zum französischen Bestseller-Autor im Thriller-Genre aufstieg. Grangés Markenzeichen: Gänsehaut pur. Frankreichs Superstar ist inzwischen weltweit bekannt für unerträgliche Spannung, außergewöhnliche Stoffe und exotische Schauplätze. Seine Thriller erscheinen in über dreißig Ländern und wurden fast alle mit prominenter Besetzung für das Kino verfilmt.</p><p>& t;br></p>

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Das war's. Genau das.

Die Prada-Pumps, die sie in derVogue vom letzten Monat entdeckt hatte. Die diskrete, entscheidende Note, die das Ensemble abrunden würde. Mit dem Kleid, das ihr vorschwebte – ein kleines Schwarzes, das sie supergünstig in der Rue du Dragon erstanden hatte. Ganz einfachschräg. Lächeln. Jeanne Korowa rekelte sich hinter ihrem Schreibtisch. Endlich hatte sie die passende Garderobe für den Abend beisammen. Sowohl was die Form als auch wasden Geist anlangte.

Sie überprüfte ihr Handy. Keine Nachricht. Sie hatte ein flaues Gefühl im Magen, stärker noch als die bisherigen Male. Weshalb rief er nicht an? Es war schon nach vier. War es nicht zu spät, um die Verabredung zum Abendessen zu bestätigen?

Sie wischte ihre Zweifel beiseite und rief bei der Prada-Boutique in der Avenue Montaigne an. Ob sie Schuhe in 39 hätten? Sie würde vor sieben vorbeischauen. Kurze Erleichterung, auf die sogleich eine neue Sorge folgte: Sie hatte ihr Konto bereits um 800 Euro überzogen. Nach diesem Einkauf würde sie mit mehr als 1300 Euro in der Kreide stehen.

Aber heute war der 29. Mai. Ihr Gehalt würde in zwei Tagen überwiesen. 4 000 Euro. Kein Cent mehr, Prämien eingeschlossen. Den nächsten Monat würde sie also ein weiteres Mal mit einem Drittel weniger von ihrem Gehalt auskommen müssen. Sie war es gewohnt. Schon lange hatte sie ein gewisses Geschick darin, mit überzogenem Konto zu leben.

Sie schloss die Augen. Sie sah sich in ihren Lackschuhen. Heute Abend würde sie eine andere sein. Nicht wiederzuerkennen. Strahlend. Unwiderstehlich. Der Rest war nur ein Kinderspiel. Annäherung. Versöhnung. Erneutes Auseinandergehen …

Aber wieso rief er nicht an? Dabei hatte er am Vorabend den Kontakt wiederaufgenommen. Zum hundertsten Mal öffnete sie an diesem Tag ihre Mailbox und checkte ihre E-Mails.

»Die Worte lassen uns irgendetwas daherreden. Ich glaubte selbstverständlich keines davon. Wie wär's, morgen ein Abendessen zu zweit? Ich ruf dich an und hol dich am Gericht ab. Ich werde dein König sein, und du wirst meine Königin sein …«

Die letzten Wörter waren natürlich eine Anspielung aufHeroes, einen Song von David Bowie. Ein Sammlerstück, wo der Rockstar mehrere Strophen auf Französisch singt. Sie sah die Szene wieder vor sich – der Tag, an dem sie die Schallplatte in einem Spezialgeschäft im Pariser Hallenviertel entdeckt hatten. Die Freude in seinen Augen. Sein Lächeln … In diesem Moment wünschte sie sich nichts weiter, als immer wieder dieses Leuchten in seinen Augen hervorrufen zu können oder es einfach nur zu bewahren. Wie die Vestalinnen im antiken Rom das heilige Feuer im Tempel hüten mussten.

Das Telefon klingelte. Nicht ihr Handy. Das stationäre.

»Hallo?«

»Violet.«

In einem Sekundenbruchteil schlüpfte Jeanne wieder in ihre offizielle Rolle.

»Was haben wir in der Hand?«

»Nichts.«

»Hat er gestanden?«

»Nein.«

»Hat er sie nun vergewaltigt – ja oder nein?«

»Er sagt, dass er sie nicht kennt.«

»Ist sie denn nicht die Tochter seiner Geliebten?«

»Er sagt, dass er die Mutter auch nicht kennt.«

»Wir können doch leicht das Gegenteil beweisen, oder?«

»In diesem Fall ist nichts leicht.«

»Wie viele Stunden haben wir noch?«

»Sechs. Also so gut wie nichts. In achtzehn Stunden hat er nicht einmal mit der Wimper gezuckt.«

»Mist!«

»Kannst du laut sagen. Ich werde ihn mir nochmals vorknöpfen und ihn etwas härter rannehmen. Aber wenn kein Wunder geschieht …«

Sie legte auf und wurde sich ihrer Gleichgültigkeit bewusst. Zwischen der Schwere der Vorwürfe in diesem Fall – Vergewaltigung und Körperverletzung bei einer Minderjährigen – und der Bagatelle, um die es in ihrem Privatle