Kapitel 1
Nebel waberte über dem stillen Hügelkamm und tanzte in unheimlichen Wellen zwischen Jahrhunderte alten Bäumen hindurch, deren verwitterte Stämme die einzigen Hinweise auf die vergessenen Gräber waren, die sich über die Hügel zogen.
Angus Reed schob seine eisigen Finger in die steifen Jeanstaschen. Er trat von einem Fuß auf den anderen, um etwas Wärme in seinen durchgefrorenen Körper zu pumpen. Sein Cousin Ralph schritt langsam und systematisch die Koordinaten ab, die sie zusammengestellt hatten.
Angus warf einen besorgten Blick auf den schmalen Mond, der hinter den Wolken hervorglomm, und flüsterte: „Komm schon. Schein noch ein bisschen weiter.“
Es wäre zu riskant, ein anderes Licht als den Mondschein zu benutzen, auch wenn der aufmerksame Ranger heute Abend freihatte. Angus schüttelte den Kopf. Dieser Mann besaß – im Gegensatz zu anderen Rangern – ein unglaubliches Maß an Pflichtbewusstsein und einen scharfen Blick fürs Detail.
Sein Bein zitterte. Die Suche dauerte zu lange. „Und?“ Sie hätten es längst finden müssen.
„Schhh“, zischte Ralph. „Ich muss mich konzentrieren.“
Das Zittern wurde stärker.Dann konzentrier dich schneller.
Über ihnen kreischte eine Eule und Angus spürte, wie sein Herz immer schneller schlug. Er sah, wie der Schatten des Vogels mit dem Mondschein in der dichter werdenden Wolkendecke verschwand.
„Vielleicht sollten wir ein andermal wiederkommen.“
Ralphs Suchgerät summte.
Angus lächelte. Er hatte es dochgewusst. Zu viele Männer waren auf diesem Hügel gestorben. Viele von ihnen waren in Massengräbern verrottet und noch mehr waren verschollen – so wie sein Urururgroßvater.
Warum sollten diese Frau und ihre Leute all die Schätze bergen, nur weil sie die offizielle Erlaubnis für die Grabung hatten? Sein Verwandter war gestorben, als er diesen Hügel verteidigt hatte. Warum sollte irgendeine Anthro-Archäologin – oder wie auch immer sie sich nannte – hier auftauchen und stehlen, was den Familien der Verstorbenen gehörte?
Nein. Er würde sich nehmen, was ihm gehörte – ein Stück Geschichte, an der sein Verwandter beteiligt gewesen war.
Am Fuß einer knochigen Eiche stieß der Detektor jetzt ein hektisches Piepsen aus. Angus merkte, wie die Anspannung in seinen Schultern erleichtert nachließ.Es wurde aber auch Zeit.
„Sag ich doch.“ Ralph kicherte. „Hol die Schaufel und eine Lampe.“
Die Wolkendecke ließ ihnen keine Wahl. Sie brauchten Lich