: Joachim Sartorius
: Die Prinzeninseln
: mareverlag
: 9783866483699
: Meine Insel
: 1
: CHF 11.30
:
: Asien
: German
: 128
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Istanbul vorgelagert, entlang der asiatischen Küste des Marmarameers befinden sich die Prinzeninseln: ein Archipel von ungewöhnlicher Schönheit und natürlicher Pracht, der seit jeher als maritimer Vorort der imperialen Metropole am Bosporus galt und geprägt ist durch eine äußerst wechselvolle Geschichte. Mit dem verliebten Blick des Dichters schildert Joachim Sartorius die Landschaft und das besondere Licht der Inseln, mit dem Interesse des politischen Beobachters stellt er das Auf und Ab der Geschichte dieses Mikrokosmos im Schatten von Istanbul-Konstantinopel-Byzan dar, und mit dem Gespür des Romanautors schließlich gibt er eindringliche Porträts jener Personen, die durch den Reisebericht die roten Fäden legen.

Joachim Sartorius, geboren 1946, ist Lyriker, Übersetzer und Publizist und hat u. a. die 'Werkausgabe von Malcolm Lowry' und den 'Atlas der neuen Poesie' herausgegeben. Er wuchs in Tunis auf und verbrachte zwei Jahrzehnte im diplomatischen Dienst in New York, Istanbul und Nikosia. Bis 2000 war Joachim Sartorius Generalsekretär des Goethe-Instituts, von 2001 bis 2011 war er Intendant der Berliner Festspiele. Er lebt und arbeitet in Berlin.

»Stambul mit allen seinen Seevorstädten und Seestraßen«


Selçuk war ein Penner. Ich lernte ihn auf der Galata-Brücke kennen, in einer Teestube im unteren Brückengeschoss. Er verbrachte dort die Sommer und schnorrte Touristen an. Im Winter war er Wächter einer Villa auf Büyük Ada, der größten der Prinzeninseln im Marmarameer, acht Seemeilen vor İstanbul gelegen.

Genervt von der Hitze, dem Verkehr und meiner überlauten Freundin Sezer, hatte ich mich in diese Teestube zurückgezogen, in ihre dunkelste Ecke, und einenşekersiz çay – einen Tee ohne Zucker – bestellt. Er saß auf einem Karton am Eingang und fiel mir sofort auf. Wie konnte man abgerissen und elegant zugleich aussehen? Selçuk schaffte das. Er war groß, hager, um die fünfzig, dachte ich, als er auf mich zukam und mich fragte – es war nicht unangenehm wie sonst in solchen Situationen –, ob er von Diensten sein könne. Er gehörte zur Kaste der gebildeten Penner. Er sprach leidlich Englisch und war der Erste, der mich auf die Dichter Orhan Veli Kanık und Oktay Rıfat hinwies, wofür ich ihm noch heute dankbar bin. Ich bestellte ihm einen Tee und, das wünschte er sich,lokum, jene in gesiebtem Puderzucker gewälzten Gelatinewürfel, die nach müdem Haarwasser schm