Der mediterrane nordöstlichste Zipfel Ostpreußens
Die Kurische Nehrung ist so merkwürdig, dass man sie eigentlich ebensogut als Spanien oder Italien gesehen haben muss, wenn einem nicht ein wunderbares Bild in der Seele fehlen soll. Ein schmaler Strich toten Sandes, an dem das Meer unaufhörlich an einer Seite anwütet, und den an der anderen eine ruhige große Wasserfläche, das Haff, bespült.
Wilhelm von Humboldt, 1809
Ein bisschen sitzt mir der Schreck noch in den Gliedern. Nur ungern bin ich in Hamburg-Fuhlsbüttel über die aus dem Flugzeugbauch ausgelassene kurze Treppe in das Hinterteil der winzigen sowjetischen Yakovlev YAK 40 der Air Lithuania gekrochen und habe mich dann gebückt durch die enge Kabine zu meinem Sitz begeben. Gleich nach dem Abheben hatte die Maschine Schwierigkeiten, die richtige Flughöhe zu erreichen, mit stotterndem Motor sackte sie wiederholt ab. Mein Sitznachbar und ich blickten uns beklommen an, bis die endgültige Flughöhe erreicht war und wir in ausreichender Sicherheit über den Wolken flogen. Nach einer Stunde Flugzeit unter dem immer mehr aufklarenden Himmel über der Ostsee und einigen dänischen Inseln bereitet der Pilot jetzt langsam seinen Anflug auf den litauischen Flughafen Palanga vor.
Die mit etwa 30 Sitzen ausgestattete Maschine ist nur halb besetzt. Ein kleiner Teil sind deutsche Touristen. Ansonsten sind es vermutlich Litauer, darunter auffallend viele junge, ziemlich grell geschminkte Mädchen mit ausdruckslosem Gesicht, die aussehen wie eine Gruppe heimkehrender Models. Eben hat die Stewardess damit begonnen, die abgegessenen Tabletts und die leeren Flaschen mit österreichischem Exportbier von den wackligen, bei jeder Bewegung des Vordermannes fast umkippenden Klappt