: Karl Wetzig
: Mein Island
: mareverlag
: 9783866483552
: Mein Insel
: 1
: CHF 11.30
:
: Reiseberichte, Reiseerzählungen
: German
: 224
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Diese Islanderzählung beginnt unter Palmen ... ... auf einer Feste mit Blick auf den Indischen Ozean: Hierhin verschlug es im 17. Jahrhundert den Isländer Jón Ólafsson, der seine Erinnerungen an den Orient später in leuchtenden Farben niederschrieb. Ausgehend von diesem frühen Zeugnis isländischer Entdeckerlust zeichnet Karl Wetzig die Geschichte der Insel am Polarkreis nach; dabei schöpft er aus den berühmten Isländersagas ebenso wie aus dem reichen Erfahrungsschatz seiner persönlichen Islandjahre. Er erzählt von den Besonderheiten der Sprache, von der Kneipenkultur Reykjavíks, von Wanderungen über zerklüftete Lavafelder und Neujahrsbädern in verschneiten Flusslandschaften. Wetzigs Blick auf das Land und seine raue Natur ist geprägt von großer Liebe und Kennerschaft, und wer die Insel auf seinen Spuren bereist, wird es mit offenen Augen tun - und abseits der bekannten Routen auf manchen Ort stoßen, den es noch zu entdecken lohnt.

Karl-Ludwig Wetzig, Jahrgang 1956, war Lektor an der Universität Reykjavík und arbeitet heute als Autor und Übersetzer aus den nordischen Sprachen. Er hat u. a. Jón Kalman Stefánsson, Gunnar Gunnarsson und Hallgrimur Helgason ins Deutsche übertragen. Karl-Ludwig Wetzig lebt in Den Haag.

Sie beginnt an einem unvermuteten Ende


Die Küste ist flach, eine sich weit ins Land erstreckende Schwemmebene, noch stellenweise von Sand bedeckt: Eine gewaltige Flutwelle hat allein hier vor zwölf Jahren zehntausend Menschenleben mit sich ins Meer gerissen. Heute plätschern die Wellen sanft murmelnd an den Strand, dehnt sich der große Ozean wie unschuldig in glasklarem Blaugrün unter einem gleißenden Himmel. Im Brackwasser von Flussmündungen wachsen Mangroven, an Land wiegen sich vereinzelte hohe Kokospalmen in der warmen Seebrise. Viele gute Geschichten über Island beginnen oder enden weit von der Insel am Polarkreis entfernt: Der Wikinger und Poet Egill Skallagrímsson plünderte im Baltikum, Sagahelden wie Bolli Þorleiksson kämpften in der Leibgarde des oströmischen Kaisers in Byzanz, der Isländer Snorri Þorfinnsson kam als erster Europäer in Nordamerika zur Welt, um das Jahr 1005.

Meine isländische Geschichte beginnt in Indien. Vor einer Gartenmauer hat jemand einen Baum der Reisenden gepflanzt. Die östliche Hälfte seiner symmetrisch angeordneten Blätter winkt hinaus aufs Meer, als wolle der Baum vorbeifahrende Seeleute einladen, an Land zu kommen. Direkt am Ufer erhebt sich eine imposante Festungsanlage. Ihre Formen und Farben von rötlichem Saharagelb lassen an die Lehmburgen im marokkanischen Wadi Draa denken. Eine Filmkulisse? Keineswegs, vielmehr eine vierhundert Jahre alte Feste mit dem ganz und gar nicht indischen NamenDansborg. Ein nordafrikanisch an