: Claudia Rusch
: Mein Rügen
: mareverlag
: 9783866483613
: Meine Insel
: 1
: CHF 7.80
:
: Deutschland
: German
: 192
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Allen Freunden, die auf Rügen Urlaub machen, leiht Claudia Rusch ihre persönliche Landkarte, auf der sie ihre Lieblingsorte an der Küste verzeichnet hat. Vom besten Strand bei Nonnevitz mit Hühnergöttern und alten Wurzeln, 'die wie Geisterskelette herumliegen und nach den Röcken der kleinen Mädchen greifen, die im Schatzfieber Bernsteine suchen', über Kap Arkona, den 'schönsten Platz der Welt, wo das Meer weit und das Leben voller Hoffnung ist, wo zwischen Sanddorn und Himbeerbüschen die Bienen summen und die See rauscht', bis hin zum pittoresken Südosten der Insel am Greifswalder Bodden, 'der im Stillen so tut, als wäre er die offene See' - auf Claudia Ruschs Landkarte ist alles zu finden, was der Rügen-Besucher zu seinem Glück braucht. Pointiert und sehnsuchtsvoll erzählt die Autorin von Ferien bei der Oma, von Völkerverständigung auf dem Rügendamm, von Festessen mit selbsterlegten Wildschweinen, und sie verrät uns, was Theodor Fontane wirklich von Sassnitz hielt. Ihre Inselerinnerungen verknüpft Claudia Rusch mit wissenswerten Fakten und heutigen Beobachtungen, und das in gewohnt unterhaltsamer Weise.

Claudia Rusch, geboren 1971, wuchs auf der Insel Rügen, in der Mark Brandenburg und ab 1982 in Berlin auf. Sie studierte Germanistik und Romanistik und lebt als freie Schriftstellerin in Berlin.

Schlussspurt auf die Insel.
Stralsund und Altefähr


Ehrlich gesagt erreiche ich den Rügendamm immer lange bevor Stralsund überhaupt in Sicht kommt. Ich kann gar nichts dagegen tun. Sobald die Ostseeautobahn hinter Greifswald nach Norden abzweigt, stehe ich an den Ufern meiner Kindheit. Es ist egal, was im Radio läuft, es ist egal, womit ich gerade beschäftigt bin oder wer im Wagen neben mir sitzt; wenn es um die letzten dreißig Kilometer vor Stralsund geht, habe ich meine Aufmerksamkeit nicht mehr im Griff. Es reicht gerade noch für den Straßenverkehr. Brandshagen, Zarrendorf, Devin, Andershof – das alles klingt so sehr nach Zuhause, nach Ostsee und Rügen, nach Oma, Möwen und Meereskundemuseum, dass ich das breite Grinsen auf meinem Gesicht nicht unterdrücken kann. In Gedanken bläst mir der Wind schon schnaubend das Haar ins Gesicht, und die See riecht nach Salz und Heimat. Der Weg nach Stralsund wird immer mein Heimweg sein.

Dabei wohnt längst niemand mehr von früher in der alten Hansestadt, in der ich an einem stürmischen Herbsttag 1971 zur Welt kam. In einem Krankenhaus aus rotem Backstein in der Nähe des Hafens. Ich war das einzige Mädchen in drei Tagen. Die Schwestern banden mir ein rosa Schleifchen um, und meine Oma sah auf den ersten Blick drei Dinge: »Das Kind hat unsere Hüften, meine Ohren, und sie ist Linkshänderin.« Sie hat mit allem recht behalten.

Seit meine Großmutter 1990 zu uns nach Berli