Am Tag des Einzugs saß ich abends auf der Terrasse unter den Bögen. Die Kinder, Anna und Andrea, schliefen schon. Wir hatten nur das Nötigste aus Nikosia mitgenommen, Laken, Handtücher, Flipflops, ein paar Bücher und Taucherbrillen, und am Nachmittag, nach der Ankunft, in Lapithos noch eingekauft. Bei demBakkal gab es alles: duftendes Brot, Salat, Gemüse, Kaffee, Kardamom,Pastırma, den von den Türken so geliebten, scharf gewürzten Rinderschinken, dann Kerzen undBaklava, die von Honig troffen, und einen Karton »Lal«, einen Roséwein vom türkischen Festland, dessen frischen, kühlen Biss ich schätzte, vor allem an heißen Sommertagen.
Von dem Haus hatten wir behutsam Besitz genommen. Wir teilten die Schlafzimmer auf. Ein Aquarell von Niki Marangou, einer guten Freundin aus Nikosia, stellte ich auf den Kaminsims. In der Küche verstauten wir unsere Einkäufe. Sie war, gemessen an der Großzügigkeit der anderen Räume, erstaunlich klein und nur mit dem Allernotwendigsten ausgestattet. Unter den Tellern aus hellgrünem Pressglas fand ich einen größeren bemalten Keramikteller, der – wie sich bald herausstellte – der einzige Gegenstand mit einem unmittelbaren Bezug zum Erbauer des Hauses war. Ich besitze diesen Teller noch heute. Sein Durchmesser beträgt 35 Zentimeter. Ein breiter schwarzer Rand ist oben und unten durch Schriftzüge unterbrochen. Oben steht in Versalien: »AUSTEN HARRISON«, und unten: »LAPITHOS«. Die weiße Innenfläche nimmt in der Vertikalen eine hohe, schlanke Figur ein, ohne Zweifel Sir Austen selbst. Diese Figur trägt lange, weite weiße Hosen und eine weiße Tunika Über dem gelbbraunen Fuchsgesicht ein wild zerzauster Haarschopf. In den Händen trägt die Figur einen breiten Zollstock, das Insignium des Architekten. Das Ganze ist leicht hingestrichelt, sehr spielerisch. Der Baumeister tänzelt, eine helle, lichte, einnehmende Gestalt. Dieser Teller ver