: Henri Bergson
: Das Lachen Über die Bedeutung des Komischen
: Books on Demand
: 9783749430536
: 1
: CHF 2.60
:
: Philosophie
: German
: 159
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der französische Philosoph Henri Bergson (1859-1941) interessierte sich zeitlebens für Themen, die der trockene akademische Mainstream links liegen ließ. Dennoch blieb Bergson nicht unbeachtet: 1927 erhielt er den Nobelpreis für Literatur, und damals wie heute erfreut er sich einer großen Leserschaft. Zu den wenig diskutierten Themen, die die Philosophie bis heute hartnäckig ausklammert, gehören der Humor und das Lachen. Bergsons gleichnamiger Essay"Das Lachen" erschien erstmals im Jahr 1900 und zeigt auf vergnügliche und anschauliche Art, warum wir Menschen manche Dinge überhaupt witzig finden und darüber lachen. In den drei Kapiteln beschäftigt sich Bergson mit der Bewegungskomik, der Situations- und Wortkomik sowie der Charakterkomik. Zentral ist für Bergson dabei die Frage nach den sozialen Aspekten des Lachens und vor allem des Auslachens. Das vorliegende Buch wurde sorgfältig editiert und enthält Henri Bergsons Essay"Das Lachen" im ungekürzten Original-Wortlaut der deutschen Übersetzung.

Henri Bergson (1859-1941) war ein französischer Philosoph und - neben Friedrich Nietzsche - einer der bedeutensten Vertreter der Lebensphilosophie. 1927 erhielt Bergson den Nobelpreis für Literatur.

2. Kapitel: Situations- und Wortkomik


Wir haben das Komische in Formen, Haltungen, Bewegungen im allgemeinen studiert; jetzt müssen wir es in Handlungen und Situationen aufsuchen. Gewiß trifft man diese Art Komik ziemlich leicht im täglichen Leben. Aber vielleicht ist es gerade da der Analyse nicht am ehesten zugänglich. Wenn es wahr ist, daß das Theater das Leben vergrößert und vereinfacht wiedergibt, so wird uns die Komödie in diesem besonderen Punkte bessere Auskunft liefern als das wirkliche Leben. Vielleicht sollten wir die Vereinfachung noch weiter treiben, auf unsere frühesten Erinnerungen zurückgehen und in den Spielen, über die das Kind lachte, die erste rohe Form der Kombinationen, die der Mann komisch findet, zu erkennen suchen. Wir sprechen zu oft von Gefühlen der Freude und des Schmerzes, als ob sie alt und fertig entstünden, als ob nicht jedes von ihnen seine Geschichte hätte.

Zu oft vor allem verkennen wir, wieviel noch Kindliches in den meisten unserer Freudegefühle steckt. Wieviel Vergnügen in der Gegenwart würde sich aber nicht bei genauerer Prüfung auf Erinnerungen an früheres Vergnügen reduzieren! Was bliebe von vielen unserer Gefühle übrig, wenn wir auf das unmittelbar Gefühlte in ihnen zurückgingen, wenn wir von ihnen alles loslösten, was einfach Erinnerung ist? Ja wer weiß, ob wir nicht von einem gewissen Alter ab für frische und neue Freude unzugänglich werden, und ob die süßeste Freude des reifen Mannes etwas anderes sein kann als wieder belebte Kindheitsgefühle? Ein duftender Hauch, der uns immer seltener, aus immer fernerer Vergangenheit zuweht? Wie immer man übrigens diese sehr allgemeine Frage beantworten mag, ein Punkt bleibt außer Zweifel: der Zusammenhang zwischen dem Vergnügen am Spiel beim Kinde und dem gleichen Vergnügen beim Manne kann nirgends unterbrochen sein. Nun ist die Komödie in der Tat ein Spiel, ein Spiel, das das Leben nachahmt. Und wenn in den Spielen des Kindes, das Puppen und Hampelmänner tanzen läßt, alles durch Fäden gemacht wird: sind es nicht die gleichen, bloß mit der Zeit dünner gewordenen Fäden, die die Situationen des Lustspiels verknüpfen? Gehen wir also von den Spielen des Kindes aus. Folgen wir dem unmerklichen Vorgang, in dem das Kind seine Puppen größer werden läßt, sie belebt und sie schließlich in jenen merkwürdigen mittleren Zustand überführt, wo sie zu Menschen geworden sind und doch nicht aufhören, Puppen zu sein. Was wir dann haben, sind Lustspielfiguren. Sie werden uns das Gesetz bewahrheiten, das die vorausgehenden Analysen uns ahnen ließen, jenes Gesetz, mit dem wir ganz allgemein Schwanksituationen definieren:Komisch ist jede Verkettung von Handlungen und Ereignissen, die uns die Illusion des Lebens und das deutliche Gefühl eines mechanischen Arrangements zugleich verschafft.

1.Der Springteufel: Wir alle haben früher mit dem Teufel gespielt, der aus seinem Kasten springt. Man drückt ihn platt, er schnellt wieder hoch. Man stößt ihn tiefer hinunter, und er springt höher wieder hinauf. Man quetscht ihn unter seinen Deckel, und oft hüpft er auch dann noch mit dem ganzen Kasten in die Höhe. Ich weiß nicht, ob dieses Spielzeug sehr alt ist, aber die Art von Vergnügen, die es birgt, ist gewiß allen Zeiten eigen. Es ist der Kampf zweier Eigensinne, von denen aber gewöhnlich der eine, rein mechanische schließlich dem andern erliegt, den das Spiel belustigt. Die Katze, die mit der Maus spielt und diese wie aufgezogen laufen läßt, um sie immer wieder mit einem Sprunge zu packen, macht sich ein Vergn