Kapitel 1
Ich holte aus und schleuderte ihm meinen Drink ins Gesicht.
Normalerweise neigte ich nicht zu Wutausbrüchen. Ich würde sogar sagen, dass ich ziemlich friedvoll war und einen kühlen Kopf bewahren konnte. Doch diesmal war es nicht so.
Inbrünstig feuerte ich das Glas hinterher und ließ dabei ein nicht gerade damenhaftes Grunzen erklingen.
»Ella!«, schrie Jason empört und duckte sich gerade noch rechtzeitig. Das Glas zersprang geräuschvoll an der Wand hinter ihm, was das ganze Restaurant verstummen ließ.
»Verschwinde!«, kreischte ich und wich zurück. Meine Wangen brannten vor Scham. Ich konnte spüren, dass alle Augen auf uns gerichtet waren. Aufmich. Das irregewordene Blondchen.
Wütend rieb Jason sich den Long Island Ice Tea aus den Augen und starrte mich so fassungslos an, als wäre ich diejenige gewesen, die soeben die Ich-habe-dich-betrogen-Bombe hatte platzen lassen. »Das ist nicht dein beschissener Ernst, El. Ich dachte, ich bedeute dir etwas!«
Ich ballte die Hände zu Fäusten, um sie daran zu hindern, über den kleinen Tisch zu langen und ihn zu erdrosseln. »Du erzählst mir, dass du mit Erica schläfst, und stellst dann infrage,ob du mir etwas bedeutest?« Knurrend packte ich den Brotkorb und feuerte ihn in sein Gesicht. Diesmal schaffte es Jason nicht, auszuweichen, und fluchte, als der Korb ins Schwarze traf.
»Zur Hölle, Ella! Du bist durchgeknallt!«
»Nein, mit dir zur Hölle! Es ist vorbei!«
»Ich weiß, ich habe ja auch eben mit dir Schluss gemacht!«
Ich zitterte vor Wut und vor Schmerz und hasste mich für die Tränen, die mir in die Augen schossen. Mir war so schlecht. Meine Knie waren weich. »Verschwinde, Jase. Ich will dich nie wiedersehen. Du bist ein krankes, verlogenes –«
Eine Hand packte meinen Arm und ließ mich abrupt verstummen.
Ich blickte auf und schnappte nach Luft. Ein Sicherheitsmann sah finster auf mich hinab und verstärkte seinen Griff. »Miss, ich muss Sie bitten, umgehend das Restaurant zu verlassen.«
Ich biss mir auf die Lippe und blickte verstohlen zu Jason. Es war, als würde ich plötzlich einem vollkommen Fremden gegenüberstehen und nicht meinem Freund – jetzt Ex-Freund.
Er funkelte mich noch immer voller Verachtung an, ein Ausdruck, den ich auf seinem Gesicht noch nie gesehen hatte und der mir glatt das Herz in der Brust in Stücke riss. Krümel klebten ihm in den blonden Haaren, und sein halber Oberkörper war getränkt in Long Island Ice Tea. Ich wünschte, es wäre mir egal gewesen, wie selbst das seiner durchtrainierten Figur schmeichelte. Zur Hölle mit Sportlern! Ich hatte Football sowieso noch nie gemocht. Und das hatte ich jetzt davon – zwei vergeudete Jahre meines Lebens. Zwei!
Er schüttelte angewidert den Kopf. »Das ist allein deine Schuld, Ella. Ich wollte in Ruhe mit dir über die Sache reden, wie Erwachsene das eben so machen. Aber du tickst vollkommen aus. Erica hatte recht, ich hätte dich schon vor Monaten abservieren sollen.«
Seine Worte versetzten mir einen so heftigen Schlag in die Magengrube, dass ich die Zähne zusammenbeißen musste, um nicht zu Boden zu gehen.
Bevor ich etwas erwidern oder noch etwas in sein blödes Gesicht werfen konnte, zerrte der Sicherheitsmann mich auch schon zum Ausgang. Von jedem Tisch, den wir dabei passierten, und vom Barbereich musterte man mich, als wäre ich eine Verbrecherin oder so was. Es war der wohl erniedrigendste Augenblick meines Lebens.
Ich liebte dasBlack Birch. Jason und ich waren einmal im Monat hergekommen, und wir kannten die Speisekarte in- und auswendig. Seitdem ich einundzwanzig war, kamen wir sogar her, um an der Bar Drinks zu trinken. Hier hatte ich Jasons Eltern kennengelernt, und hier hatte sogar unser erstes Date stattgefunden. Wir hatten unsere Jahrestage hier verbracht, und zu besonderen Anlässen hatte Jase mir immer einen Drink spendiert.
Tja, anscheinend war sein heutiges Anliegenso besonders für ihn gewesen, dass er mir meinen liebsten Drink spendieren musste.
Bitterkeit stieg in mir auf. Erica war meine Freundin. Sie war in meiner Lerngruppe, und ich hatte sie zu Beginn des Semesters meinen Freundinnen vorgestellt, sie in unsere Gruppe integriert und sie zu den Mädelsabenden eingeladen. Sie wusste alles über Jase und mich. Jeden noch so kleinen Herzschmerz hatte sie sich angehört, wie eine gute Freundin das eben tat, und hatte mir immer wieder den Rücken gestärkt.
Ihr Verrat grub sich so fest in meine Brust, b