Kapitel 5
Mark saß an seinem Büroschreibtisch, auf dem die Fotos vom Leichenfundort in einem heillosen Durcheinander verteilt lagen. Die Sonnenstrahlen der tief stehenden Abendsonne fielen auf die Farbaufnahmen, die er seit über einer Stunde sortierte. Mit seinen Gedanken war er jedoch ganz woanders. Carla war tot. Seit wenigen Tagen unter der Erde. Und noch immer kämpfte er mit den Nachwehen. Carlas kleine Familie war brutal auseinandergerissen worden. Nie mehr würde sie ihren Sohn lachen sehen. Ihn trösten, wenn er weinte und nach ihr rief. Mark schluckte. Was um alles in der Welt hätte er auf der Beerdigung Carlas Eltern und ihrem Mann sagen sollen? Dass es ihm leid täte? Kein Wort der Welt hätte auch nur annähernd Trost gespendet.
Bei der Bestattung seiner Schwester Patricia hatte es sich genauso angefühlt. Nur mit dem feinen Unterschied, dass er unmittelbar betroffen war. Alles war wieder da, obwohl seitdem fast ein Jahr vergangen war. Auch damals hatte er sich geschworen, den Kerl kaltzumachen, der Patti auf so bestialische Art und Weise abgeschlachtet hatte. Nichts hatte sich an seinen Rachegefühlen geändert. Nach wie vor waren sie präsent. Mehr denn je! Täglich! Stündlich! Aber von nun an hatte er zwei Rechnungen offen. Er würde das Schwein, das Carla das angetan hatte, jagen. So lange, bis er Blut kotzen würde.
Er musste. Für Patti. Für Carla. Für ihren Sohn. Und sich selbst.
Noch immer wusste niemand, weshalb Carla in den Wald gelaufen war. Mark hatte wenige Sekunden nach dem Todesschuss, den er fälschlicherweise zuerst für Fluglärm gehalten hatte, die Lichtung betreten. Zu spät, denn niemand hätte Carla zu dem Zeitpunkt noch retten können. Seitdem dröhnte der Schuss, der seiner Kollegin auf so grausame Weise das Leben ausgehaucht hatte, wie ein Presslufthammer in seinem Schädel, ohne dass er den A