: Earl Warren
: Gespenster-Krimi 11 Die Voodoo-Königin
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783732577729
: 1
: CHF 1.80
:
: Horror
: German
: 64
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
< >Die Voodoo-Königin
von Earl Warren

Das Telefon klingelte. Nick Blake erwachte, gähnte ausgiebig und warf einen Blick auf die Leuchtziffern der Armbanduhr auf dem Nachttisch. Es war genau Mitternacht.
Ärgerlich stand er auf, ging in sein Arbeitszimmer und nahm den Hörer ab. 'Blake.'
'Bist du es, Nick? Hier spricht Oren, Doktor Oren Marshall.'
'Hallo, Oren, altes Haus, ewig nichts von dir gehört. Weißt du, wie spät es hier ist?'
'Klar, Nick. Hör mir bitte zu und unterbrich mich nicht. Ich rufe von New York aus an, vom Kennedy-Airport. Meine Maschine geht in wenigen Minuten. Ich bin auf dem Weg nach Port-au-Prince. Eine wichtige Sache, Regierungsangelegenheiten. Doch darum geht es jetzt nicht. Du erinnerst dich an die Studien, die wir in Harvard betrieben? Unser Hobby?'
Nick Blake lachte. 'Deshalb rufst du mich um Mitternacht an? Wegen der parapsychologischen Verrücktheiten während unserer Studentenzeit?'

Er hörte das hastige, stoßweise Atmen des Mannes, von den ihn viele Meilen und der Ozean trennten. Trotz der Entfernung und des leisen Rauschens in der Leitung spürte er plötzlich die echte Angst und Sorge in der Stimme seines Gesprächspartners. Dr. Oren Marshall, Spezialist für Kernphysik und Kybernetik, Anwärter auf den Nobelpreis, einer der hervorragendsten Wissenschaftler im Dienste des Pentagons, war alles andere als ein Fantast. Wenn er ein nächtliches Telefongespräch über Parapsychologie für nötig hielt, hatte das einen realen Hintergrund.

»Ich werde verfolgt. Nick, ich weiß um ein furchtbares Geheimnis, und man will mich beseitigen. Der Mann, der es tun soll, ist an Bord meines Flugzeugs. Er wird mich in den nächsten Stunden erledigen wollen.«

»Dann nimm doch ein anderes Flugzeug. Oder lass ihn unter einem Vorwand verhaften.«

»Ich muss diesen Flug nehmen. Ich muss noch vor zwölf Uhr Ortszeit in Port-au-Prince sein. Sollte mir etwas zustoßen, Nick, dann musst du zur Caribic Commission gehen. Lass dich nicht abweisen, egal was geschieht. Sag ihnen … sag ihnen …«, die Stimme des Mannes klang fast wie ein Schluchzen, »… dass das Unternehmen Death die gesamte Menschheit gefährdet. New York fällt in Schutt und Asche. Der dritte Weltkrieg bricht aus. Und aus den Trümmern der Zivilisation entsteht ein Ungeheuer, wie es die menschliche Geschichte nicht kennt seit der dunkelsten Vorzeit!«

»Oren, du bist krank. Du musst krank sein. Du musst in ärztliche Behandlung, hörst du? Geh sofort zu einem Arzt. Deine Nerven sind …«

Wieder dieser seltsame schluchzende Ton.

»Meine Nerven sind okay, Nick. Wollte Gott, ich wäre verrückt! Oh, wie wünsche ich mir, dich in ein paar Stunden in Port-au-Prince zu sehen. Doch ich habe keine Hoffnung mehr für mich. Dieser Mann an Bord der Maschine … Er wird mich umbringen!«

»Dann lass ihn doch verhaften, zum Teufel. Du als Spitzenwissenschaftler mit deinen Verbindungen zum Pentagon …«

»Wie soll ich ihn denn verhaften lassen, wenn er tot ist? Er liegt in einem Zinksarg im Frachtraum. Doch er wird mich umbringen. Ich werde schon beobachtet. Keinem Menschen wage ich mich anzuvertrauen. Die Toten sind …«

Ein Knacken in der Leitung. Stille. Nick Blake schrie in den Hörer: »Oren! Oren! Oren!« doch es antwortete ihm niemand.

Er rief den Flughafen an und fragte, wann die New Yorker Maschine landen solle. Eine kühle Mädchenstimme antwortete ihm, dass die Ankunft der Maschine für drei Uhr zehn angekündigt sei. Eine Verspätung sei nicht zu erwarten.

Nick Blake bedankte sich. Er legte den Hörer auf, nahm eine Zigarette aus dem Kästchen auf dem Schreibtisch und zündete sie an. Er rauchte mit tiefen Zügen.

Ein unheimliches G