: Thoppil Mohammed Meeran
: Die Geschichte eines Dorfes am Meer Roman
: Unionsverlag
: 9783293309746
: 1
: CHF 11.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 188
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Bewohner des kleinen indischen Dorfes am Meer könnten unterschiedlicher kaum sein. Da ist der Ortsvorsteher Mudalali, dessen Gesetz das Dorf bis in den hintersten Winkel durchdringt. Da ist der bitterarme Haifischflossenhändler Mahmud, der sich selbst von Mudalalis boshaftesten Machtdemonstrationen nicht einschüchtern lässt. Da ist der heilige Tangal, der sich im Dorf einnistet und mit seinem Segen scheinbar alles bewirken kann - von der Vertreibung eines ungläubigen Dschinn bis hin zur wundersamen Erfüllung des Kinderwunsches. Da ist der vom Staat gesandte Lehrer, der sich um den Aufbau einer Schule bemüht. Und dann sind da noch all die anderen, deren Wünsche und Ängste die Geschichte des kleinen Dorfes am Meer in immer wieder neue Bahnen lenken.

Thoppil Mohammed Meeran, geboren am 26. September 1944 in Nagercoil, ist ein indischer Schriftsteller. Er lebt im Süden Indiens und schreibt auf Tamil mit dialektalen Einfärbungen von Malayalam. Meeran erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter im Jahr 1997 den höchsten indischen Staatspreis für Literatur, den Sahitya Akademi Award, für seinen Roman Saivu Narkali (engl. The Reclining Chair).

Zur Einführung


Torsten Tschacher

Die Publikation von Thoppil Mohammed Meerans »Die Geschichte eines Dorfes am Meer« in Buchform im Januar 1988 markiert einen Wendepunkt in der jüngeren tamilischen Literaturgeschichte. »Die Geschichte eines Dorfes am Meer« war mehr als nur eine weitere Erzählung über den Alltag in einem tamilischen Dorf, wie es sie Ende der 1980er bereits in größerer Zahl gab. Der Roman offenbarte seinen Lesern eine Welt, deren Existenz den meisten von ihnen bisher verborgen geblieben war. Erstmalig erreichte ein muslimischer Autor mit einem Roman über das Leben in einem muslimischen Dorf ein größeres Publikum.

Dabei ist Thoppil Mohammed Meeran beileibe nicht der erste muslimische Autor in tamilischer Sprache. Das älteste islamisch geprägte Werk in tamilischer Sprache entstand bereits 1572. Einer der ersten Romane in Tamil, »Die Geschichte von Asan Bey«, wurde 1885 von dem ceylonesischen Reformer M.K. Siddi Levvai veröffentlicht. Doch trotz dieser seit Jahrhunderten andauernden Beteiligung von Muslimen am tamilischen Literaturbetrieb wurden ihre Werke von einer breiteren Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Einige frühere Dichter fanden zwar Aufnahme in den literarischen Kanon, aber für die meisten Tamilen blieben diese Dichter und ihre Werke nicht mehr als Namen, Symbole der Einheit der tamilischen Nation über religiöse Grenzen hinweg. »Die Geschichte eines Dorfes am Meer« änderte dies.

Thoppil Mohammed Meeran wurde am 26. September 1944 in dem kleinen Ort Tengaipattinam an der indischen Westküste geboren. Tengaipattinam, das auch der Schauplatz von Meerans Romanen und Erzählungen ist, gehörte damals zum Fürstenstaat Travancore. Die Unterrichtssprache in Travancore war nicht Meerans Muttersprache Tamil, sondern Malayalam. Erst mit der Aufteilung Travancores zwischen den heutigen Bundesstaaten Kerala und Tamil Nadu im Jahre 1956 wurde Tengaipattinam mit dem gesamten Süden Travancores ein Teil Tamil Nadus. Dementsprechend fand der Unterricht während Meerans Schulzeit ausschließlich in Malayalam statt, mit Auswirkungen für sein späteres literarisches Schaffen. Nicht nur wurde Meeran stark von modernen Malayalam-Autoren, allen voran Vaikom Muhammad Basheer, beeinflusst, sondern er schrieb seine Geschichten und Romane anfangs zunächst in Malayalam, um sie erst dann ins Tamil zu übersetzen und zu publizieren.

Nach der Schule besuchte Meeran das South Travancore Hindu College in Nagercoil, das er mit einem Abschluss in Economics verließ. Zunächst fand er Anstellung in einem Laden für Kokosöl, dann machte er sich selbstständig im Handel mit getrockneten Chilis. Daneben verfasste Meeran Geschichten und später Romane, eine Leidenschaft seit seiner Jugend. Seine ersten Erzählungen und Romane erschienen in muslimischen Zeitschriften und Magazinen, zwischen Predigten, Artikeln zur Geschichte des Islams, erbaulichen Erzählungen und Nachrichten aus der muslimischen Welt. Für viele muslimische Autoren waren diese Zeitschriften die einzige Möglichkeit, ihre Werk