: Gioacchino Criaco
: Die Söhne der Winde
: Folio Verlag
: 9783990370933
: 1
: CHF 14.80
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 336
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die berührende Geschichte dreier Jungen und ihrer Mütter in der Mafiahochburg Kalabriens. Nicola, Filippo und Antonio wachsen im Kalabrien der 1960er-Jahre auf - umgeben von Heiligenlegenden und Aberglauben, fern jeder Moderne. In ihrem Dorf Africo herrschen Elend und Arbeitslosigkeit. Ihre Väter arbeiten in Deutschland. Die Mütter versuchen als Tagelöhnerinnen in den Jasminfeldern ihre Kinder sattzubekommen. Alleingelassen vom Staat, ausgebeutet von den Besitzern und gegängelt von der Mafia, proben die Frauen den Aufstand, während die Söhne das schnelle Geld suchen und in die Kriminalität abdriften.

Gioacchino Criaco, geboren 1965 in Africo, Kalabrien. Studium der Rechtswissenschaften in Bologna, Anwalt in Mailand. Nach 20 Jahren Rückkehr nach Africo. Mit dem Roman Schwarze Seelen (Folio 2016) gelang ihm ein Bestseller, dessen Verfilmung durch Francesco Munzi mit vielen internationalen Preisen bedacht wurde.

Er hatte es eilig, er redete nicht lang um den heißen Brei herum und verwendete auch nicht die bildhafte Sprache der Banditen. „Ihr müsst etwas für uns aufbewahren. Nur eine Woche lang, danach gebt ihr es uns zurück. Ganz einfach, und falls alles gutgeht …“, er hielt inne, „bekommt ihr fünfzigtausend Lire.“

Filippo stieg die Röte ins Gesicht, auch ich wurde feuerrot.

Fünfzigtausend Lire!

Damit konnten wir uns den Bauch mit Gebäck vollschlagen, Jeans und Schuhe kaufen, einen Monat lang essen und trinken!

„Was genau sollen wir tun?“, fragte Filippo und beim Gedanken an das Geld zitterte seine Stimme. Der andere kam mit den Bierflaschen, stellte sie auf den Tisch, entkorkte sie und reichte sie uns. Der Erste nahm eine Flasche, seine Stimme war jetzt ruhig und ernst: „Wir geben euch eine Tasche. Ihr bewahrt sie an einem sicheren Ort auf. Heute ist Dienstag, stimmt’s?“, fragte er. Wir nickten. „Nächsten Dienstag kommt ihr mit der Tasche her, gebt sie uns zurück, nehmt eure fünfzigtausend Lire in Empfang und wir trinken wieder ein Bier.“

Er hob die Flasche, hielt sie in die Mitte,