Eins
Der Informant wirkte wie ein ehemaliger Polizist. Seine Uniform hatte wahrscheinlich schon seit Jahren eingemottet im Schrank gehangen, aber die Bügelfalte in den Hosenbeinen und der akkurate Scheitel, der seine kurzen blonden Haare teilte, ließen vermuten, dass er es in der Hierarchie nicht weit gebracht hatte.
Meine Beobachtung beruhte allein auf meinem Instinkt und meiner Erfahrung, mehr Anhaltspunkte hatte ich nicht. Doch ich war mir sicher, zumindest sicher genug. Auf der rechten Backe hatte der Mann einen auffälligen dunklen Fleck, der etwa so groß wie ein Fünfcentstück war. Als ich von Geld sprach, hellte sich sein Gesicht auf. Das Strahlen in seinem Blick verriet, dass er auf ein Ende des sparsamen Lebens hoffte.
Er heiße Hermann, sagte er und fuhr sich mit dem linken Zeigefinger über die Lippen, als wollte er sich vergewissern, dass sie sauber waren.
„Sind Sie sich wirklich sicher?“, fragte ich nachdrücklich und zeigte ihm noch einmal die Nahaufnahme des Mannes, den wir suchten.
Er nickte entschieden, und da ich überzeugt war, dass er die Wahrheit sagte, reichte ich ihm den Gegenwert von eintausend Euro in Schweizer Franken. Er fragte nicht, warum wir so misstrauisch nachhakten, die Antwort hätte bei ihm womöglich Zweifel an der Richtigkeit seines Tuns geweckt. Wenn sich das Gewissen zu Wort meldete, musste man vorsichtig sein.
Nicht zuletzt deshalb hatte ich es vermieden, ihm die Wahrheit zu sagen. Er glaubte, dass wir nach einem Mann fahndeten, den ein verstorbener Onkel, der nach Brasilien ausgewandert war, zum Alleinerben eingesetzt und dem er ein Millionenvermögen vermacht hatte.
Zunächst