: Andreas Heinzel
: Herr Neumann will auf den Olymp Die tolldreiste Geschichte, wie Frankfurt die Sommerspiele bekam
: mainbook Verlag
: 9783947612284
: 1
: CHF 4.50
:
: Humor, Satire, Kabarett
: German
: 335
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Was wäre, wenn Frankfurt die Sommerspiele bekäme? Davon handelt dieser tolldreiste Roman und qualifiziert sich so locker für eine der amüsantesten Sportgeschichten aller Zeiten. Höher. Schneller. Köstlicher. Ein charismatischer Oberbürgermeister, der sich unsterblich machen will. Ein skrupelloser Organisator, der mit allen schmutzigen Tricks arbeitet. Eine tapfere Elfe, die zum Widerstand aufruft. Ein zu allem entschlossener Rentner, der mit Biss sein Haus verteidigt. Und ein mächtiger Gegner im Verborgenen, der nur eines will: Rache. In dieser schrägen Provinzposse treffen Sportsgeist auf Kampfgeist, lokale Interessen auf die Jugend der Welt und Frankfurt auf Offenbach. Auf den olympischen Geist wird gepfiffen, von Fairplay kann keine Rede sein, und ob das am Ende gut ausgeht, steht in den Sternen.

Andreas Heinzel wurde 1962 in Frankfurt am Main geboren. Er studierte Germanistik, Politikwissenschaften und Geschichte und arbeitet seit Jahrzehnten als Texter, Sprecher und Kreativdirektor. Nach seinem 2016 ebenfalls im mainbook Verlag erschienenen Debüt Die Monarchos veröffentlicht er mit Herr Neumann will auf den Olymp seinen zweiten Roman. Andreas Heinzel hat zwei Kinder und lebt mit seiner Frau in Frankfurt.

Prolog


Trotz widriger Wetterverhältnisse über dem Schwarzwald landete der Lufthansa-Flug LH 1216 pünktlich um kurz nach halb eins auf dem internationalen Flughafen in Genf. Neben der Crew und vierundachtzig weiteren Passagieren befanden sich an Bord des Airbus 321 auch der Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main, Balthasar Neumann, nicht im Entferntesten verwandt mit dem weltberühmten Baumeister, sowie Stefan Drosdorf, ein langjähriger Freund des Stadtoberhaupts und Leiter des vor etwas mehr als einem Jahr ins Leben gerufenen FOK, des Frankfurter Olympischen Komitees.

Auf dem Rollfeld parkte neben dem kleinen Shuttlebus des Airports eine anthrazitfarbene Limousine, davor wartete in klassisch dunkelblauer Chauffeursuniform, lässig an den linken Kotflügel gelehnt, deren Fahrer. Der Bedienstete hielt ein Schild in der Hand, auf dem bereits von der Gangway aus zu lesen war:Monsieur Neumann et Monsieur Drosdorf. Die beiden so willkommen geheißenen Gäste trennten sich daher, kaum auf Schweizer Boden angekommen, von den übrigen Passagieren und eilten mit schnellen Schritten auf das Ein-Mann-Empfangskomitee zu. Der Fahrer öffnete ihnen die Tür zum Fond des Wagens. Die Männer stiegen ein, die Limousine setzte sich in Bewegung und erreichte nach wenigen Minuten die Autobahn Richtung Lausanne.

„Nervös?“, fragte Stefan Drosdorf den Oberbürgermeister, der aus dem Fenster sah und die Landschaft an sich vorbeiziehen ließ.

„Quatsch“, antwortete der. „Wir gehen rein, holen das Ding und fliegen zurück. Ich verwette meinen Hintern, dass sie der Film von Coleman überzeugt hat.“

Mit dem Engagement von Steve Coleman als Regisseur des Frankfurter Bewerbungsvideos hatten Neumann und Drosdorf einen erstklassigen PR-Coup gelandet. Zweimal schon hatte Coleman den Oscar für die beste Regie geholt und nun in einem fünfzehnminütigen, wie Neumann fand, sensationell emotionalen Film die Metropole am Main in Szene gesetzt. Für das Geld, das er dafür bekam, hätte die Stadt zwar genauso gut ein Jahr lang eine Grundschule finanzieren können, doch Colemans Bildwelten waren jeden Cent wert gewesen, das würde sich sehr bald zeigen.

„Das wette ich auch. Obwohl man nie weiß, was die anderen aus dem Hut gezaubert haben“, antwortete Drosdorf.

„Ich bitte dich“, sagte Neumann. „Rotterdam ist stinklangweilig, Kairo geht politisch nicht, Mexiko City ist ein Moloch und Mumbay, hallo? Wer von denen will allen Ernstes nach Mumbay? Vergiss es, Stefan. Vergiss es einfach. Wir holen das Ding.“

Der Oberbürgermeister lächelte, sodass sich rings um die Augen unzählige kleine Lachfältchen zeigten, die die Frankfurter so an ihm mochten. Ja, man vergötterte ihnhibbdebach wiedribbdebach, und er wiederum liebte seine Frankfurter. Richtiggehend ans Herz gewachsen waren sie ihm seit seinem Amtsantritt, und er war stolz, deren Oberhaupt sein zu dürfen. Ganz besonders heute.

Eine knappe Stunde später bog die Limousine nach rechts ab, fuhr eine Auffahrt hoch und hielt vor einem gläsernen Gebäudekomplex mit einem eleganten, durch fünf Ringe gekrönten Eingangstor.

„So, auf geht’s“, sagte Neumann siegesgewiss, schnappte die Umhängetasche mit dem Notebook und stieg aus.

Normalerweise wurde die Vergabe der Olympischen Spiele während eines irgendwo auf der Welt stattfindenden IOC-Kongresses bekanntgegeben. Diesmal jedoch wollte man ein Zeichen der neuen Bescheidenheit setzen, einen Neuanfang wagen, und zog sich in die eigenen Gemächer des Internationalen Olympischen Komitees nach Lausanne zurück. Geladen waren lediglich kleine Abordnungen der fünf verbliebenen Kandidaten, die Presse hingegen konnte sich, wie