: Karl May
: Der Ölprinz
: Books on Demand
: 9783752859799
: 1
: CHF 0.80
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: Erzählende Literatur
: German
: 759
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: ePUB
Der Ölprinz (Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung: Der Oelprinz) ist ein Roman von Karl May, der zuerst in der Zeitschrift Der Gute Kamerad erschien.

Karl Friedrich May (1842-1912) war deutscher Schriftsteller, der vor allem Abenteuerromane schrieb, die bis heute beliebt sind.

Im Mogollongebirge


Am kleinen Rio San Carlos, einem Nebenflusse des Rio Gila, stand ein Rancho, welcher nach seinem damaligen Besitzer Forners Rancho genannt wurde. Es gehörte diesem Amerikaner eine große Strecke Weidelandes; zur Feldwirtschaft war nur der am Flusse gelegene Teil desselben geeignet. Das Haus war nicht groß, aber sehr stark aus Steinen gebaut und von einer ebenso starken, doppelt mannshohen Mauer umgeben, welche in regelmäßigen Zwischenräumen von schmalen Schießscharten unterbrochen wurde, hier in dieser abgelegenen und gefährlichen Gegend eine sehr notwendige Einrichtung. Der Hof, welchen diese Mauer umschloß, war so groß, daß Forner im Falle einer Feindseligkeit von seiten der Indianer seinen ganzen Viehbestand in denselben zu retten vermochte.

Es war jetzt die beste Jahreszeit; die Steppe trug dichtes, grünes Gras, in welchem sich zahlreiche Rinder und Schafe gütlich thaten; auch einige Dutzend Pferde weideten im Freien, von mehreren Knechten bewacht, welche, ihres friedlichen Amtes waltend, miteinander Karten spielten. Das breite, gegen den Fluß gerichtete Mauerthor stand weit offen. Eben jetzt erschien der Ranchero unter demselben, eine echte, sehnige und kräftige Hinterwäldlergestalt. Er überflog mit scharfem aber zufriedenem Blicke die weidenden Herden und beschattete dann seine Augen mit der Hand, um hinaus in die Ferne zu sehen. Da nahm sein Gesicht den Ausdruck der Spannung an; dann wendete er sich um und rief über den Hof hinüber:

»Hallo, Boy, stell' die Brandyflasche bereit! Es kommt einer, der ihr auf den Boden sehen wird.«

»Wer?« fragte derjenige, dem dieser Ruf gegolten hatte, nämlich sein Sohn, dessen Gesicht an einem Fenster des Hauses erschien.

»Der Ölprinz.«

»Kommt er allein?«

»Nein. Es sind zwei Reiter mit einem Packpferde bei ihm.«

»Well; wenn sie ebenso trinken wie er, kann ich lieber gleich mehrere Flaschen herausstellen.«

Vor dem Hause lagen zehn oder zwölf Steinquader, welche so geordnet waren, daß der größte, mittelste, den Tisch vorstellte, während die andern, kleineren, als Sessel dienten. Der Sohn kam bald aus dem Hause und stellte drei volle Schnapsflaschen nebst einigen Gläsern auf diesen Tisch; dann schritt er über den Hof herüber, um den