2. Empirische Prüfung und Bestätigung in der methodologischen Tradition
Nach verbreitetem Verständnis versorgt uns die Wissenschaft mit Wissen erhöhter Verlässlichkeit und Glaubwürdigkeit. Diese Erkenntnisleistung wird häufig darauf zurückgeführt, dass sich die Wissenschaft auf Erfahrung stützt, was aber die weitere Frage aufwirft, wie sich denn Hypothesen und Theorien auf Erfahrung stützen lassen. Das Problem ist also die Beschaffenheit von empirischer Prüfung und Bestätigung in der Wissenschaft.
Erläutern lässt sich dieses Problem mit einer historischen Skizze, die um die Begriffe »induktive« und »hypothetisch-deduktive« Prüfung kreist. Es handelt sich dabei um Zentralbegriffe aus der Geschichte der Methodenlehre zwischen dem 17. und der Mitte des 20. Jahrhunderts. Induktive Methoden verlangen, dass Hypothesen von den Daten nahegelegt werden; hypothetisch-deduktive Methoden gewähren der Bildung von Hypothesen volle Freizügigkeit und orientieren deren Beurteilung ausschließlich an ihren beobachtbaren Folgen. Induktive Methoden wollen wissenschaftliche Hypothesen an den Kreis der Beobachtungen und des Beobachtbaren gebunden sehen; hypothetisch-deduktive Methoden lassen Vermutungen über Unbeobachtbares ohne weiteres zu und stellen Anforderungen an strenge, aussagekräftige empirische Prüfungen solcher Vermutungen.
Die Darstellung der Induktion orientiert sich an Francis Bacon und John S. Mill. Bacon hat das Bild der induktiven Methode in wichtiger Hinsicht geprägt, bei Mill stehen die von ihm entworfenen Methoden zur empirischen Ermittlung von Kausalverhältnissen im Vordergrund. Pierre Duhem erklärte die hypothetisch-deduktive Methode zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur einzigen Methode wissenschaftlicher Prüfung u