: Annegret Braun
: Warum Eva keine Gleichstellungsbeauftragte brauchte Gottes Idee für Frauen und Männer
: SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag
: 9783417229288
: 1
: CHF 6.20
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: Christliche Religionen
: German
: 240
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
War es Gottes Idee, dass Frauen sich den Männern unterordnen sollen? Die Bibel deutet auf anderes hin. Debora war die Chefin des Militäroberhaupts Barak. Zu zweit waren sie ein unschlagbares Team. Ester verhinderte zusammen mit ihrem Cousin in einer spektakulären Aktion die Ausrottung der Juden. Mose änderte auf Anordnung Gottes das Erbschaftsgesetz, nachdem fünf Schwestern öffentlich protestiert hatten, die sonst leer ausgegangen wären. Gott stellte sich auf die Seite der ersten Frauenrechtlerinnen. Zur Schöpfungsidee Gottes gehört die Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Das zeigt sich nicht nur bei der Erschaffung von Adam und Eva, sondern auch im Leben von Jesus. Er behandelte Frauen und Männer gleich. Das war revolutionär und stieß auf heftigen Widerstand. Und Paulus, dem Frauenfeindlichkeit vorgeworfen wird? Er setzte die Lehre von Jesus radikal um. Warum Paulus ein Verfechter der Gleichberechtigung war, das - und vieles mehr - erzählt dieser Streifzug durch die Bibel.

Annegret Braun, geb. 1962, promovierte Kulturwissenschaftlerin, lehrt Europäische Ethnologie an der Ludwig-Maximilians-Universitä München und arbeitet als Projektleiterin der Geschichtswerkstatt in Dachau. In ihren Büchern schreibt sie über Frauengeschichte, Emanzipation und Glück. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern bei München und engagiert sich im CVJM München.

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Mose – Ein offenes Ohr für Frauenrechtlerinnen


Wir wissen nicht, wer die ersten Frauenrechtlerinnen waren, aber eine sehr frühe Quelle findet sich im Alten Testament, ausgerechnet dort, wo man rebellische Frauen am wenigsten vermutet. Doch wenn man in der Bibel auf Schatzsuche geht, wird man immer wieder überrascht.

Die ersten »Emanzen« in der Heiligen Schrift waren die Töchter von Zelofhad (siehe 4. Mose 27,1-11). Zelofhad hatte keinen Sohn, dafür aber fünf ziemlich eigenwillige Töchter: Machla, Noa, Hogla, Milka und Tirza. Als Zelofhad starb, erbten seine Brüder den ganzen Besitz, die Töchter gingen leer aus, denn erbberechtigt waren im Volk Israel nur Männer. Damals stellte kaum einer die Gesetze und Bestimmungen infrage, sondern akzeptierte sie, so wie wir meistens auch. Die Gesetze hatten sogar noch mehr Gewicht als heute, denn sie wurden als Gottes Ordnungen angesehen.

Die Israeliten, und Frauen im Besonderen, wurden also nicht gerade zu kritischen Zeitgenossen erzogen. Aus dieser Position heraus muss man sich erst einmal trauen, Gesetzeslücken zu erkennen und dagegen vorzugehen. Die Schwestern hatten zwar kein juristisches Staatsexamen, aber genügend Selbstbewusstsein, um die Gesetzeslage zu hinterfragen. Dabei beließen sie es jedoch nicht beim Schimpfen und Nörgeln, sondern gingen gleich zum obersten Chef, um sich über die Erbregelung zu beschweren. Dabei hatten sie nicht mal einen Termin bei Mose vereinbart, um ihr Anliegen im kleinen Kreis unter zwölf Augen vorzutragen! Sie brachten ihr Anliegen in aller Öffentlichkeit an: »Warum soll nun der Name unseres Vaters aussterben, nur weil er keinen Sohn hatte? Gebt uns ebenfalls Grundbesitz unter den Verwandten unseres Vaters« (Vers 4). Die Schwestern forderten einen Erbanspruch, weil es keinen männlichen Nachkommen gab. Nicht nur Mose war anwesend, sondern auch der Priester Eleasar und die Stammesfürsten, also alles, was Rang und Namen hatte, und auch noch die ganze Gemeinde. Die Schwestern nutzten offensichtlich eine Volksversammlung. Ein mutiger Auftritt! Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Schwestern im öffentlichen Reden nicht sehr geübt waren. Das Wort führten die Männer. Sie standen vorn am Rednerpult. Aber wer will sich schon fünf energischen und zu allem entschlossenen Frauen in den Weg stellen?

In der Bibel steht nicht, wie die Menschen darauf reagierten. Vielleicht wehrten sie erst mal ab mit einem Argument, das auch heute noch beliebt ist: »Das haben wir schon immer so gemacht.« Die Frauen dachten vielleicht im Stillen: »Endlich sagt’s mal jemand!« Oder sie sprachen ihre Gedanken laut aus und handelten sich einen Verweis ihres Ehemannes ein. Vielleicht waren auch alle überrascht und schauten ratlos ihren Anführer Mose an.

Mose fragt Gott um Rat


Und Mose? Er hörte den Frauen aufmerksam zu. Und er nahm ihren Protest ernst. Moses Handeln war bestimmt von dem Wunsch, den Willen Gottes zu tun. Nicht umsonst hatte Gott Mose ausgewählt, um die Israeliten aus der Knechtschaft in Ägypten nach Kanaan zu führen.

Doch jemand, der Gottes Willen tun möchte, muss eine sehr vertraute Gottesbeziehung haben und genau hinhören. Und wie bei jeder Kommunikation kann es auch hier Missverständnisse geben. Sie entstehen, weil man den anderen durch seine eigene kulturelle Brille sieht. Meistens geschieht das unbewusst, die Menschen sehen die Welt einfach sehr unterschiedlich. Um das Gegenüber zu verstehen, ist eine große Offenheit notwendig. Das ist in der Kommunikation mit Gott nicht anders. Sonst ist die Gefahr groß, dass man seine eigenen Überzeugungen für die Stimme Gottes hält. Die Weltgeschichte ist voll mit Menschen, die im Namen Gottes viel Unheil angerichtet haben.

Auch Moses Perspekti