1. KAPITEL
„Pass auf!“
Luca folgte dem Blick seines Bruders und atmete hörbar aus. „Schon gut. Sie schafft das.“
„Sie hat Frankie beinahe mit dem Balken getroffen“, sagte Tony.
„Hat sie nicht. Du machst dir nur Sorgen, weil sie ein Mädchen ist.“
„Du kannst mich mal. Du kennst mich besser.“
Luca lachte. Wenn sein Bruder immer noch nicht wusste, wann er Spaß machte, war das sein Problem. Luca hatte genug eigene.
„Ist das der berühmte Tony Paladino?“, erklang Sals dröhnende Stimme hinter ihnen, und sie drehten sich um. „Was, Boss, du mit Schutzhelm? Mischst du dich heute unters gemeine Volk, oder wie?“
„Ich dachte, ich nehme mir im Büro mal frei. Ist das okay für dich?“
Sal grinste und schlug Tony auf die Schulter. „Ich mache nur Spaß. Ich wette, du bist hier, um zu sehen, wie meine Nichte arbeitet“, erwiderte er und sah zu ihr hinüber. „Carlita wird ihre Sache gut machen.“
„Ich mache mir keine Sorgen“, meinte Tony und ignorierte Lucas lachendes Schnauben.
„Ja, ich weiß“, sagte Sal. „Ich habe gehört, dass du zu beschäftigt damit bist, Eheringe auszusuchen, um dich um die Renovierungen zu kümmern.“
Luca drehte sich zu Tony um. „Du suchst Eheringe aus?“
„Einen Ring“, antwortete Tony kopfschüttelnd. „Ich habe einen Ring im Schaufenster gesehen und mich danach erkundigt. Das ist alles. Was ich wissen will, ist, wer mir hinterherspioniert und seine Klappe nicht halten kann!“
Luca, Sal und einige andere der Bauarbeiter lachten. Als ob man etwas in ihrer eng verbundenen Gemeinschaft hätte geheim halten können. Klatsch lief wie Wein durch Manhattans Little Italy, und niemand war davor sicher.
„Hey, Tony, wenn du schon da bist“, bemerkte Sal, „ich werde den Terminplan für die Hester-Street-Apartments ändern. Wir haben dort zwei leer stehende Wohnungen, also können wir dort die Leitungen reparieren, bevor wir sie wieder vermieten.“
Tony nickte, und Luca dachte über das letzte Mal nach, als er Gegenstand des Tratsches gewesen war – er war noch auf der Columbia gewesen und eines Tages mit einem neuen Motorrad zu Hause vorgefahren. Nichts allzu Spannendes eigentlich. Aber wann hatte er schon die Zeit gehab, wirklich in Schwierigkeiten zu geraten?
Was fünf Jahre lernen, feiern und aufreißen hätte werden sollen – allerdings nicht unbedingt in dieser Reihenfolge –, war von Tonys schwieriger Ehe, dem ersten Herzinfarkt ihres Vaters und der Rezession, die die Bauarbeiten i