1. KAPITEL
Brandee Lawless tat immer, was sie für richtig hielt. Bevor sie nach Royal in Texas gekommen war, hatte ihr kaum jemals jemand etwas Gutes getan. Von ihrem Vater einmal abgesehen. Falls das der Grund für ihre kratzbürstige Art war, dann hatte sie nicht vor, sich dafür zu entschuldigen. Sie sagte, was sie dachte, und das kam nicht immer gut an.
Vor allem hatte sie ein Trio von Frauen gegen sich aufgebracht, das neu war im Texas Cattleman’s Club. Cecelia Morgan, Simone Parker und Naomi Price sorgten für Unruhe, seit sie als Mitglieder aufgenommen worden waren, und Brandee gab ihnen stets Kontra.
Brandee hatte sich mit ihrer besten Freundin, Chelsea Hunt, zum Essen im Klub verabredet. Von der Größe her war Brandee zwar keine imposante Figur, aber sie wusste aufzutreten. An diesem Tag trug sie statt der gewohnten Kleidung – Jeans, Stiefel, ein Arbeitshemd und ihr Cowboyhut – ein eng anliegendes Kleid aus grauem Strick mit Spitzenbesatz. Ihr langes blondes Haar hatte sie zu einem Zopf geflochten, der von strassbesetzten Spangen gehalten wurde.
Sie spürte förmlich, wie drei Augenpaare ihren Gang durch den Speisesaal des Klubs verfolgten, und sie konnte sich die Kommentare über ihr Outfit nur zu gut vorstellen. Um die drei spüren zu lassen, dass ihre Meinung sie nicht im Geringsten interessierte, ließ sie sich Zeit damit, den Tisch am Fenster zu erreichen.
Chelsea sah von der Speisekarte auf, als Brandee näherkam. „Wow! Du siehst ja toll aus“, begrüßte ihre Freundin sie.
Brandee freute sich über das Kompliment. „Das ist ein Stück aus der neuen Kollektion.“ Sie betrieb nicht nur eine höchst profitable Ranch in Royal, zudem entwarf Brandee gelegentlich auch noch Kleider und Accessoires für das Modelabel, das sie vor zwölf Jahren gegründet und inzwischen verkauft hatte. „Wie findest du die Stiefel?“
„Ich bin ganz grün vor Neid.“ Chelsea betrachtete die leuchtend lilafarbenen Stiefel der Edelmarke Tres Outlaws. „Ich hoffe, du leihst sie mir mal.“
„Natürlich.“
Brandee setzte sich mit einem unverkennbaren Gefühl weiblicher Zufriedenheit. Da sie auf der Ranch stets mit anpackte, sahen die meisten in ihr eher den burschikosen Typ. Dabei hatte sie einen ganzen Schrank voll extravaganter Kleider, aber es kam nur selten vor, dass sie eines davon anzog, um sich ein entspanntes Essen in der Stadt zu gönnen. Heute gab es etwas zu feiern. Ihr erster Monatskurs für gefährdete Teenager war ausgebucht. In diesem Sommer sollte das Hope Springs Camp diesen Kids neue Perspektiven aufzeigen.
„Du hast einen ganz schönen Eindruck auf die drei gemacht.“ Chelsea deutete mit dem Kopf leicht in Richtung der neuen Mitglieder des Klubs, denen man bereits in der Schulzeit den Spitznamen „drei Hexen“ gegeben hatte. „Sie starren zu uns herüber und flüstern etwas.“
„Wahrscheinlich ziehen sie über mein Outfit her. Als ob es mich interessierte, was sie über mich denken!“
Es war ein bisschen wie in den Zeiten der Highschool, als sich die drei hübschen Mädche