: Jürgen Mette
: Die Evangelikalen Weder einzig noch artig. Eine biografisch-theologische Innenansicht
: Gerth Medien
: 9783961223664
: 1
: CHF 9.00
:
: Praktische Theologie
: German
: 256
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Krise der evangelikalen Bewegung ist eine hausgemachte. Dabei geht es vor allem um die eigenen Richtungsstreitigkeiten. Das große Ganze tritt in den Hintergrund, es herrscht Individualismus und Separatismus. Doch die Sehnsucht nach Einheit und Multiplikation wächst. Jürgen Mette weiß, wovon er spricht - kennt die Szene und ihre Facetten sehr genau. Er schreibt dieses Buch für solche, die sich ihrer spirituellen Herkunft und Prägung schämen, und für solche, die sich für die treusten und einzig wahren Freunde Gottes halten. Er schreibt für alle, die sich über Evangelikale wundern, sie bewundern oder sich von ihnen entfremdet haben. Und er zeigt einen Weg der Versöhnung auf. Mit Gastbeiträgen von Gisa Bauer, Wolfgang Bühne, Heinrich Derksen, Thorsten Dietz, Michael Diener, Tobias Faix, Ulrich Fischer, Andreas Heiser, Helmut Wöllenstein und Johannes Zimmermann.

Jürgen Mette (*1952) ist Theologe und war bis 2013 geschäftsführender Vorsitzender der Stiftung Marburger Medien und Lehrbeauftragter an der Evangelischen Hochschule Tabor. Er ist verheiratet, Vater von drei Söhnen und Großvater von sechs Enkelkindern. Seit ihn 2009 die Diagnose Parkinson getroffen hat, schreibt er Bücher, u. a. den Spiegel-Bestseller 'Alles außer Mikado', und ist als Referent unterwegs.

1. Editorial

Thematisches Vorwort von Johannes Zimmermann

Es geht – einmal mehr – um die Evangelikalen. Jürgen Mette begibt sich damit auf umstrittenes Terrain, insbesondere deshalb, weil er über die Bewegung schreibt, der er sich selbst zugehörig sieht.

In den Landeskirchen und der akademischen Theologie dient „evangelikal“ häufig zur Abgrenzung. Innerhalb der evangelikalen Bewegung dagegen ist die Bezeichnung ein Identitäts- und Zugehörigkeitsmarker. „Evangelikal“ ist für die einen ein Schimpfwort, für andere ein Qualitätsmerkmal.

Angesichts dieser Polarisierung will Jürgen Mette Brückenbauer sein. Brückenbauer zwischen den unterschiedlichen evangelikalen Strömungen, von denen es wahrlich nicht wenige gibt. Brückenbauer aber auch zwischen den Evangelikalen und der übrigen (insbesondere evangelischen) Christenheit.

Der Begriff „evangelikal“ ist im deutschen Sprachraum noch relativ jung und erst seit den 1970er-Jahren gebräuchlich9, inzwischen aber Gegenstand wissenschaftlicher Forschung ebenso wie populärer Darstellungen.

Gisa Bauer10, auch mit einem Gastbeitrag in diesem Buch vertreten, hat 2012 ein Mammutwerk vorgelegt und interpretiert

das Gegenüber von evangelikaler Bewegung und evangelischer Kirche als „Grundsatzkonflikt“11. Eine religionswissenschaftliche Orientierung kennzeichnet das 2017 erschienene „Handbuch Evangelikalismus“12.

Hansjörg Hemminger und Michael Herbst hingegen versuchen, die Stärken und Schwächen der evangelikalen Bewegung differenziert, nicht unkritisch und zugleich wertschätzend darzustellen13.

Jürgen Mette geht einen Schritt weiter. Er schreibt nicht von außen, nicht als mehr oder weniger wohlwollender Beobachter, sondern „von innen“, als einer, der jahrelang an verantwortlichen Stellen in der evangelikalen Bewegung mitgearbeitet hat. Daher verbindet er auch viel Leidenschaft mit dem Thema: Die nüchterne Prosa wissenschaftlicher Erörterungen ist nicht sein Stil.

Treffsicher kann Jürgen Mette die evangelikale „Szene“ in ihren unterschiedlichen Facetten darstellen: mit Wortwitz und Sprachspielen, liebevoll humorvoll bis ironisch, aber auch kritisch hinterfragend.

Jürgen Mette hat im „alten Tabor“ unterrichtet, als manches dort noch anders war. Vieles hat sich verändert und auch Jürgen Mette ist nicht derselbe geblieben. Das macht es für mich als einen seiner Nachfolger reizvoll, sein Buch mit einem Vorwort zu begleiten.

Sein Anliegen, als Brückenbauer auf der gemeinsamen Grundlage unterschiedliche Prägungen miteinander zu verbinden, hat mich sofort überzeugt – besonders angesprochen hat mich die Vision vom Miteinander der unterschiedlichen Strömungen der evangelikalen Bewegung14.

Dann gibt es allerdings auch Stellen, da ist Jürgen Mette ganz und gar nicht Brückenbauer, da stellt er pointiert seine Position dar. Häufig hat das biografische Hintergründe. Jürgen Mette wendet sich gegen Positionen, die er im Rückblick als Engführungen sieht. Das klingt dann so: „Wir lebten ja in einem frommen und zum Teil weltabgewandten Mikrokosmos.“ – „Ich war selbst jahrelang auf diesem Trip