Kapitel 1
Arya
»Aryana, was gedenkst du da zu tun?«
»Wonach scheint es denn? Ich begleite dich!«, entgegne ich und werfe mein Bündel auf Tymothys Bett.
»Du kannst mich nicht begleiten. Du bist die zukünftige Königin.«
»Mir ist es gleich, was ich bin. Ich werde nicht hierbleiben.«
Mit einem lauten Knall fliegt die Tür hinter uns auf. Ich starre in böse grüne Augen.
»Erklärt Euch, Prinzessin Aryana!«, fordert Lanyras, mein Verlobter.
Ich schlucke Steine und lasse meine Augen Hilfe suchend zu Tym wandern.
»Es ist nur ein Jahr. Dann bin ich wieder da«, raunt er mir zu, während Lanyras sich vernehmlich räuspert und seine Hand nach mir ausstreckt.
»Nur … Du weißt nicht, was du da sagst«, entgegne ich und gehe.
Lanyras führt mich in einen kleinen Raum und obschon ich weiß, was mich erwartet, erschrecke ich, als er seine Faust in meinen Magen rammt. Ich keuche und spucke – doch er schlägt wieder zu. Wieder und wieder. Bis ich zusammengekauert am Boden liege und stumm weine.
»Was sollte das werden?«
»Ich bin die Thronfolgerin! Ich kann tun, was ich will!«, fauche ich mit meiner letzten Kraft.
»Du bist nichts!«, brüllt er mich an und tritt mir in die Rippen. »Ich bin dein Verlobter! Und spätestens, wenn wir heiraten und dein Vater stirbt, werde ich dein König sein. Also zolle mir Respekt, du undankbares Weib!«
Meine Lippen beben, als ich mich wieder aufrichte und vor ihm knickse. Er hebt nur herablassend seine Brauen und geht – mit dem stummen Befehl, ihm zu folgen.
Tymothy weiß nicht, was er sagt, wenn er von nur einem Jahr spricht. Dieses Jahr, zusammen mit diesem Tyrannen, wird mich für immer verändern. Und wenn er von seinem Erfahrungsjahr zurückkehrt, wird er mich nicht wiedererkennen.
Ich folge Lanyras in den Besprechungsraum meines Vaters, wo er und seine Berater über Plänen stehen und laut diskutieren.
»Was ist los, Eure Majestät?«, frage ich schwach und sehe skeptisch in ihre angespannten Gesichter.
»Piraten. Sie haben beinahe unsere Küste erreicht. Angeblich soll es die Whydah sein. Das Schiff, auf dem sich der rote Rubin befinden soll«, erklärt Vater nachdenklich. »Aber keine Sorge, mein Stern. Ich werde diesen Belamy und seine Truppe vernichten und ihre Köpfe zur Warnung entlang unserer Küste aufspießen lassen.«
Die laute Musik der Schenke dröhnt in meinen Ohren. Ich hasse laute Geräusche. Hasse diese Musik und hasse Menschen, wenn sie sich hektisch und unkoordiniert unterhalten. Schnaufend trinke ich weiter das Gesöff der Welt der Finsternis.
»Arya, kannst du nicht einmal in deinem Leben Spaß haben?«
Myr legt seinen Arm um mich und stößt mir seinen nach Alkohol stinkenden Atem in mein Gesicht. Angeekelt schiebe ich ihn von mir und sehe mich nach Levyn um.
»Du brauchst ihn nicht suchen, er ist sicher wieder bei einer Dirne.« Myr lacht betrunken und kippt sich weiter dieses Gesöff in den Rachen.
»Hast du nicht auch manchmal das Gefühl, dass es … nicht zu ihm passt?«
»Nicht zu ihm passt? Bist du bekloppt geworden?«
Ich hebe als Antwort nur meine Brauen. Eine Ermahnung, nicht in diesem Ton mit mir zu reden.
»Levyn macht doch nie etwas anderes. Es ist seine Art, vielleicht doch etwas zu fühlen.«
»Oder er will dir nur weismachen, dass er das tut.«
»Er ist mein bester Freund, Ary. Glaub mir. Ich kenne ihn.«
»Na, wenn das so ist«, brumme ich und deute auf Levyn, der gerade ohne Begleitung die Schenke betritt.
Augenblicklich tritt Stille ein, die Drachen erheben sich, nur um