: Heike Denzau
: Nordseenebel Küsten Krimi
: Emons Verlag
: 9783960414650
: Raphael Freersen
: 1
: CHF 8.70
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 304
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Raphael Freersen liebt Frauen, Boxen und das Nichtstun. Als sein vermögender Vater ihm den Geldhahn zudreht, ist er allerdings gezwungen, sich seinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Er reist nach Föhr, um das Erbe seines verstorbenen Onkels anzutreten: eine Detektei. Raphael hatte eigentlich nicht vor, Ermittler zu spielen, doch beim Durchsehen der Akten stößt er auf den Fall der verschwundenen Dalika Gorden, der ihn nicht mehr loslässt. Lebt die schöne Einheimische noch? Oder wurde sie womöglich ermordet?

Heike Denzau, Jahrgang 1963, ist verheiratet, hat zwei Töchter und lebt in dem kleinen Störort Wewelsfleth in Schleswig-Holstein. Beim KrimiNordica Award 2015 erlangte sie den zweiten Platz in der Kategorie 'Story'. Ihr Kriminalroman 'Die Tote am Deich' war nominiert für den Friedrich-Glauser-Preis 2012 in der Sparte Debüt. Es folgten zahlreiche Kriminalromane. Heike Denzau veröffentlicht außerdem humorvolle Liebesromane.

EINS


Mit einem Stöhnen warf Raphael die Bettdecke von sich und öffnete die Augen. Okay, er war nicht zu Hause, so viel stand fest, denn an der Decke seines Schlafzimmers hing keine Bambus-Funzel. Langsam wandte er den brummenden Schädel und blickte in das Gesicht einer blonden Frau. Einer nackten schlafenden Frau, deren Mund leicht offen stand. Aus dem Mundwinkel verlief eine Spur angetrockneten Speichels Richtung Kinn, und unter den Lidern bildete verschmierte Wimperntusche einen gräulichen Rand. Kein schöner Anblick, aber Raphael war sich sicher, dass er nicht besser aussah. Stöhnend fuhr er sich durchs Haar, während er mit der pelzigen Zunge über seine Lippen glitt.

Elena … Elisa … Eli… Ihr Name wollte ihm nicht einfallen. Fest stand: Er hatte Blondie am vergangenen Abend im Klähblatt Pub am Flensburger Hafen aufgerissen, nachdem er bereits diverse Whiskys in sich reingeschüttet hatte. Sie war höchstens fünfundzwanzig und wahrscheinlich eine der Studentinnen, die Flensburg zu Hunderten bevölkerten.

Er ließ seinen Blick über ihre Brüste wandern. Nun, selbst in besoffenem Zustand konnte er sich auf seinen Geschmack verlassen. Ihre Figur war perfekt, und wahrscheinlich hatten sie sich bestens amüsiert. Erinnern konnte er sich nur dumpf daran. Er blickte noch einmal auf ihren Mund. War es wirklich nur Speichel, was da angetrocknet an ihrem Kinn haftete?

Als er sich umdrehte, um nach seiner Armbanduhr und dem Smartphone Ausschau zu halten, bewegte Eli-Irgendwer sich neben ihm. Er nahm sein Handy, das auf dem Boden lag, und drehte sich zu ihr um.

Himmelblaue Augen blickten ihn an. »Raphi.« Sie lächelte, und der trockene Speichel bekam Risse, während ihre Hand seinen nackten Brustkorb streichelte. »Wollen wir zusammen frühstücken? Ich koche Kaffee und –«

»Shit!«, fuhr er ihr über den Mund, auf die Zeitanzeige seines Smartphones starrend. Es war zwanzig vor elf! Und der Termin mit Notar Dr. Andresen im Haus seiner Eltern war um elf Uhr. »Fuck!« Er sprang aus dem Bett, fischte seine Klamotten im Zimmer zusammen und zog sich an, während die Stimme seiner Mutter durch seinen malträtierten Kopf hallte: Sei wenigstens dieses eine Mal pünktlich, Raphael. Mir zuliebe …

»Was ist denn los, Raphi?«, fragte Blondie.

Er sah sie an, während er in das weiße Hemd schlüpfte. »Ich hab einen Termin verpennt, und tu mir einen Gefallen: Nenn mich nicht Raphi.«

Ihre Mundwinkel kippten. »Heute Nacht hat’s dir nichts ausgemacht.«

»Pass auf, Eli…sa«, riet er drauflos. »Ich war stinkbesoffen. Jetzt bin ich nüchtern. Und niemand nennt mich Raphi, wenn mein Blutalkoholwert unter zwei Promille liegt.«

Ihre feinen blonden Augenbrauen zogen sich zusammen. »Ich heiße Rieke.«

Er hielt beim Zuknöpfen des Hemds kurz inne. Dann lächelte er strahlend, dass seine weißen Zähne blitzten, und zwinkerte. »Ja, klar, weiß ich doch. Wie komm ich denn auf Elina?«

»Du sagtest Elisa.«

Er lächelte einfach weiter.

»Rufst du mich an?«, fragte sie, während sie ein Glitzertop vom Boden aufsamm