: Heinz-Joachim Simon
: Odysseus. Was Homer nicht erzählte Historischer Roman
: Acabus Verlag
: 9783862826773
: 1
: CHF 8.90
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 715
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Odysseus der Unsterbliche - Was Homer nicht erzählte Was Sie über Odysseus noch nicht wussten. Eine der schönsten Geschichten der Weltliteratur neu erzählt. Kriton, der Leibsklave des großen Homer, hat eine ganz andere Geschichte von den Abenteuern des Helden von Troja zu erzählen. In seiner Version mischen sich keine Götter ein, und es fehlen Ungeheuer, Zyklopen und Sirenen. Dafür wandert man mit ihm durch die dunklen Jahrhunderte der Griechen, als Mykene versank und die Seevölker bis nach Ägypten vordrangen. Spannend wie vergnüglich wird geschildert, wie der 'große Dulder' von einem Abenteuer in das andere stolpert. Es fehlt weder das geheimnisvolle Atlantis des Platon, noch die Dido des Aenaeas. Es verschlägt ihn ins Reich der Hethiter und des Pharao Ramses III. Schließlich dient Odysseus gar König David. Und seine Heimkehr nach Ithaka fällt auch ein wenig anders aus, als Homer sie besungen hat. Es beginnt mit dem Fall von Troja. Und schon sitzt man mit Agamemnon, Menelaos, Ajax zusammen und der Listenreiche lässt sich etwas einfallen. Der Leser ist dabei, wenn Odysseus aus dem trojanischen Pferd steigt. Lassen Sie sich in eine Zeit entführen, als es noch Helden gab. Ein Roman ist nur dann gut, wenn der Leser glaubt dabei zu sein.

Heinz-Joachim Simon lebt in der Nähe von Stuttgart. In spannenden Romanen ging er der Frage nach, warum die deutsche Geschichte immer wieder auf Abwege geriet. Er schrieb viel beachtete biografische Romane über den berühmten Kriegsfotografen Robert Capa, den Revolutionär Ernesto Che Guevara und den Pharao Echnaton. Daneben entstanden weitere historische Romane und Krimis. Simons Devise: Ein Roman ist nur dann gut, wenn der Leser glaubt dabei zu sein.

6.

 

WENN DAS LASTER DIE SCHULD ABLÖST.

 

Nun hätte die Irrfahrt des Odysseus zu Ende sein können, bevor sie so richtig in Schwung gekommen war, und unsere Abende würden ohne seine Abenteuer recht langweilig verlaufen. Denn allein mit dem trojanischen Krieg, ohne das, was dem Odysseus danach widerfuhr, wäre der Erzählstrang doch etwas kurz geraten, und ihr, meine Freunde, wäret der ewigen Wiederholung müde.

 

Schlimm sah es aus für den Listenreichen. Kein Zeus, keine Athene, kein Apollon zeigte sich. Eine hoffnungslose Situation, der mein Herr, der gute Homer, nach meinem unmaßgeblichen Urteil, zu wenig Beachtung zollte. Da hätte er noch nachwürzen können. Odysseus war, um es ein wenig volksnah auszudrücken, ganz schön im Arsch. Aber vielleicht hatte die Aphrodite ein Einsehen, obwohl die Schaumgeborene ihn nicht mochte, schon deswegen nicht, weil ihn angeblich die Athene ins Herz geschlossen hatte. Das Aussehen eines Paris konnte er auch nicht aufweisen, und darauf kam es bei ihr an. Na schön, jeder kann sich sein Teil zusammenreimen. Schreibt es den Göttern zu, dem Zufall oder dem beweglichen Geist des Odysseus, wenn die Geschichte jetzt erst so richtig in Fahrt kommt.

 

Der Listenreiche saß am Lagerfeuer dicht am Wasser und starrte trübsinnig in die Nacht, und der Mond spiegelte sich im Wasser des Hafenbeckens, und er machte sich Gedanken darüber, wie oft er dieschöne Scheibe noch sehen würde. Nach sehr oft sah es wahrlich nicht aus. Bis dann … na ja, er war schließlich Odysseus.

 

Er hockte also dicht am Hafenbecken und machte sich bereits damit vertraut, dass dies seine letzte Nacht auf Erden sein würde. Es gab keinen Zweifel mehr. Die Götter hielten es mit Philotas, und schon bald würde der Verräter in der Volksversammlung auf Ithaka rufen: „Lasst mich euer König sein. Ich führe euch herrlichen Zeiten entgegen.“ Ein oft gerufener Spruch der Könige, was aber meistens dabei herauskommt, ist, dass sie selbst und ihr Hofstaat herrliche Zeiten haben.

 

„Ist dir immer noch nichts eingefallen?“ fragte Empedokles, der sich zu seinem niedergeschlagenen Freund und Herrn setzte und mit ihm auf den im Wasser zitternden Mond starrte.

„Was hast du gemacht?“ fragte Odysseus mechanisch, mehr um seine düsteren Gedanken zu vertreiben, denn aus Neugier.

„Ich habe die kräftigsten Sklaven für die Ruderbänke bestimmt. Übrigens, die Artemis will dich unbedingt sprechen. Du hast es vielleicht nicht mitbekommen, sie hat sich uns angeschlossen, als wir den Thrakern weichen mussten. Sie wollte unbedingt mit dir mit. Na ja, so wie sie gestern Nacht geschrien hat, kann man verstehen, dass sie darauf zukünftig nicht verzichten will. Ich habe ihr gesagt, dass du keine Weiber auf den Schiffen willst, aber sie lässt nicht locker. Sie sagt, dass sie dir helfen könnte.“

„Ha“, machte Odysseus und war hellwach und rieb sich das Gesicht und sprang auf. „Hol sie her!“

„Ist doch nur Gerede. Die Frau ist verrückt nach dir und wird dir deswegen irgendeine Lügengeschichte auftischen.“

„Wir sind nicht in einer Situation, wo wir ein Hilfsangebot ungeprüft lassen können. Hol sie her, und zwar schnellstens!“ befahl Odysseus.

 

Schon bald kam Empedokles mit der Rothaarigen und stieß sie Odysseus in die Arme.

„Da hast du die Liebeshungrige. Aber unsere Männer würden es wohl nicht besonders aufm