: Klaus N. Frick, Tobias Bachmann, Uwe Post, Stefane Bender, Oliver Koch, Achim Mehnert, Nadine Boos,
: Jürgen Eglseer
: Nukleosynthese 1: Wasserstoffbrennen Science-Fiction Stories
: Amrûn Verlag
: 9783958692404
: 1
: CHF 1.80
:
: Science Fiction
: German
: 110
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wasserstoffbrennen ist die erste von sechs Sammlungen deutschsprachiger Science-Fiction Kurzgeschichten. Erstveröffentlichungen und überarbeitete Ausgaben stehen nebeneinander - in Anlehnung der großen SF-Anthologien der 80er Jahre. Mit Erzählungen von Uwe Post / Oliver Koch / Matthias Falke / Stefanie Bender ­/ Jacqueline Montemurri / Nadine Boos / Tobias Bachmann / Klaus N. Frick / Achim Mehnert

A little Bot of Krieg

Nadine Boos

 

 

 


 

Der nächste Morgen.

Staubtrocken wie der Morgen davor.

Und der Morgen davor.

Leon zitterte am ganzen Körper. Sein Gehstock lag auf den unnützen Beinen, er umklammerte ihn wie ein Gewehr.

Manchmal war der Stock tatsächlich eins. Und er war eins mit Leon.

Dann schoss er damit.

Auch wenn er nicht sehen konnte, was und ob er getroffen hatte, musste es tot sein, denn Leon lebte noch.

Der Sonnenaufgang biss ihm in die Augen wie ein gehässiges Tier, aber er wandte den Blick nicht ab. Seine Finger bewegten sich ohne Unterlass, tasteten, suchten, fanden immer wieder die kühle Glätte seiner Waffe.

Standhaft bleiben. Umgebung beobachten. Bewegungen sehen. Reagieren.

Der Feind hatte die Hochhäuser gegenüber zu krümeligen Ruinenstummeln zerbombt und das bestimmt nicht nur, damit Leon ihn sehen konnte. Wer war so blöd, sich selbst die Deckung zu nehmen? Da würde etwas hinterher kommen. Etwas Großes, Gewaltiges. Es war bereit, die Welt einzuäschern, wenn keiner ihm standhielt.

Alles war genau wie früher, nichts hatte sich geändert. Von Kindesbeinen an ein Leben für den Krieg. Er gegen den Feind, er gegen die Roboter, gegen die Aliens, die Orks. Und jetzt kamen sie wieder, und wieder würde er seine Pflicht tun, auch wenn er unter der Last der Verantwortung zusammenzubrechen drohte.

Sein linkes Augenlid zuckte, er spürte die Hitze des Jagdfiebers im Nacken.

Leon war vorbereitet. Er sah die Lichter in der Nacht, er hörte die Schreie der Verwundeten und das Kreischen der Kreaturen in der schwarzen Wüste, er spürte die dröhnenden Explosionen, die den Staub in langen Säulen in die Luft aufsteigen ließen. Wenn alle wegsahen, dann rückte der Feind näher auf und Leon war der Einzige, der es wusste. Der Einzige, der am Fenster saß und ein Gewehr auf dem Schoß hielt.

Aber ihm glaubte ja niemand.

 

Bot glaubte an nichts.

Er besaß keinen Glauben, nur Wissen. Und präzise Messinstrumente. Glaube war für seinen Beruf absolut unnütz, sonst hätten die Ingenieure ihm ein anderes Programm verpasst.

Seine Variablen ließen allerdings zu, dass er den Namen »Bot« akzeptierte und auch viele andere Namen, obwohl er ab Werk auf »Samba George Ultma12.52.98« getauft worden war.

Mit der ihm eigenen Präzision öffnete Bot den Wasserhahn wie üblich für 11,26 Sekunden, maß den Strahl aus, hielt inne und öffnete noch einmal für 2,53 Sekunden. Er schickte ein Ticket über die Unregelmäßigkeit an MajDom, wartete auf die automatische Bestätigung des Eingangs und füllte 10 weitere Schüsseln, diesmal mit der verlängerten Periode, die er sorgfältig in seinem Speicher ablegte. Auch die