»Feuer!«
»Das Haus brennt!«
Kitty Spencer schrak aus dem Schlaf hoch. Zunächst nahm sie nichts wahr als beißenden Qualm, der in ihre Augen und in ihre Lunge drang und ihr nahezu die Luft zum Atmen raubte. Was war los? Sie nahm an, dass es kurz vor dem Morgengrauen war. Wieder hörte sie die laute Stimme ihres Vaters.
»Feuer! Überfall!«
Dann das Krachen von Gewehrschüsse.
Kitty sprang aus dem Bett und griff nach dem Colt, der immer in der Schublade ihres Nachttisches lag. Der Rauch drang jetzt in dichten Schwaden durch die halb offene Tür vom Flur her in ihr Schlafzimmer. In ihrem Nachthemd, mit wehenden Haaren und wippenden Brüsten, stürmte sie hinaus in die kleine Küche und weiter nach vorn zur Haustür. Sie sah, dass die Tür in hellen Flammen stand. Gleißend loderte das Feuer. Es war, als sei die Tür mit Petroleum übergossen worden.
Sein Gewehr in den Händen, stürmte der alte Pete Spencer, Kittys Vater, die Treppe nach unten.
»Ma ist oben am Fenster«, rief er. »Nimm das Küchenfenster!« Er rannte nach vorn zur Haustür.
Wieder krachten draußen Schüsse. Im nächsten Moment zersplitterte das Glas des Fensters und eine lodernde Pechfackel landete auf dem Fußboden des Wohnzimmers. Sofort leckten die gierigen Flammen über den Teppich, breiteten sich in Richtung der beiden gepolsterten Sessel aus.
Pete Spencer hatte die Haustür erreicht. Mit kräftigen Tritten fegte er das brennende Holz aus dem Türrahmen. Er sah, dass auch im Eingang eine brennende Pechfackel lag. Mit einem weiteren Tritt schleuderte er sie zur Seite.
Er riss sein Gewehr in den Anschlag und feuerte.
☆
Kitty war ins Wohnzimmer gerannt. Beherzt fasste sie nach dem Griff der Pechfackel, die auf dem Teppich lag, hob sie auf und beförderte sie durch das zerborstene Fenster zurück nach draußen. Doch die Polstersessel, der Teppich und die Vorhänge standen bereits in hellen Flammen. Zudem war alles voller Qualm. Aber Kitty hatte keine Zeit, dieses Feuer zu löschen. Sie rannte zurück zur Küche. Vorsichtig spähte sie aus dem kleinen Fenster und blickte über die nächtlichen Wiesen, die sich hangabwärts bis zum Dove Creek erstreckten. Doch kein Angreifer ließ sich auf dieser Seite des Hauses sehen.
Von der Vorderseite hörte sie wieder Schüsse. Sie erkannte das Krachen des Gewehrs ihres Vaters. Aber auch zwei andere Waffen wurden abgefeuer