1. KAPITEL
„Du musst einfach hinfahren“, mahnte Sophie Taylor, bestimmt zum zehnten Mal.
Maxwell Carter blickte aus dem Fenster des Wohnwagens, in dem vorübergehend sein Büro untergebracht war. Ein Gefühl tiefer Befriedigung erfüllte ihn angesichts der gerade fertiggestellten Brücke. Sie schimmerte im Licht der australischen Sonne.
„Ich bin einfach zu beschäftigt.“ Er drehte sich zu Sophie um. Sie war seit vielen Jahren seine tüchtige Assistentin. „Hier gibt es noch jede Menge Papierkram, und dann geht es weiter mit dem nächsten Projekt.“
Sophie sah ihn vorwurfsvoll an. „Du solltest eine Pause einlegen, so kurz vor Weihnachten. Die Fahrt wird dich schon nicht umbringen. Ich kann nicht glauben, dass du nicht einmal darüber nachdenkst. Schließlich sind das deine Angehörigen.“
Max verdrehte die Augen. Es gab nicht viele Leute, mit denen er sich überhaupt auf eine solche Auseinandersetzung einlassen würde, aber Sophie war ihm seit vielen Jahren eine wertvolle Hilfe. Es gab keine Frau in seinem Leben, die er mehr respektierte. Auch jetzt wieder musste sie ihn mit ihren dunkelbraunen Augen nur tadelnd ansehen, und schon hörte er ihr aufmerksam zu. Er wusste, unter ihren wilden dunklen Locken verbarg sich ein scharfer Verstand.
„Warum ist dir das denn so wichtig? Es ist doch nicht deine Familie.“
„Ich möchte nicht, dass du es später bereust.“
Max seufzte. Er dachte an den Tag, als ihn die beiden Repräsentanten des Königshauses von Devereaux an seinem Arbeitsplatz aufgesucht hatten, um ihm eine bedeutungsvolle Mitteilung zu machen.
Sein leiblicher Vater war Prinz Edward von Chantaine!
„Das ist nicht meine Familie, Sophie. Diese Royals sind bestimmt nicht begeistert darüber, dass ihr Vater mit einer zweitklassigen Schauspielerin in Amerika ein paar zusätzliche Geschwister gezeugt hat.“ Max hatte zwar immer gewusst, dass er ein Adoptivkind war, aber nie hätte er sich träumen lassen, dass seine leiblichen Eltern ein Prinz und eine Schauspielerin waren.
„Was ist mit Coco Jordan?“, fragte Sophie. „Sie ist deine Schwester. Möchtest du nicht wenigstens sie kennenlernen? Wer weiß, vielleicht würde sie dich auch gern treffen. Hast du nicht gesagt, deine Adoptiveltern seien beide tot? Sie ist also ganz allein. Sie hat niemanden außer dir.“
„Mich hat sie nicht“, gab er zurück, konnte jedoch ein leichtes Schuldgefühl nicht verleugnen. „Ich habe keine Ahnung, wer sie ist.“
„Vielleicht solltest du ihr eine Chance geben.“
Max seufzte wieder. Sophie war die beste Assistentin, die er sich wünschen konnte. Sie wusste, was er brauchte, bevor es ihm selbst bewusst wurde. Zum Glück hatte er niemals dem Impuls nachgegeben, mit ihr zu schlafen. Bestimmt hätte das die beste Beziehung, die er je zu einer Frau gehabt hatte, ruiniert.
Wenn sie nicht seine Assistentin gewesen wäre, wäre sie wahrscheinlich die perfekte Frau für ihn. Sie war nicht anspruchsvoll und überhaupt nic