5. Kapitel
Felix’ Herz war schwer. Ob er sie jemals wiedersehen würde? Eine Weile blickte Felix ihr hinterher. Erst ein energischer Stupser in seiner Kniekehle riss ihn aus seinen Gedanken und erinnerte ihn daran, dass er nicht alleine war. Leo sah ihn erwartungsvoll an. Felix strich ihm mit der Hand über den Kopf. »Ist schon recht. Es muss weitergehen. Ich freue mich, dass du bei mir bist!«
Leo bellte kurz auf, dann sprang er davon. Noch einmal sah Felix nach oben. Der Himmel war unverändert wolkenlos, doch er wollte keine Zeit mehr verstreichen lassen. Er nahm sein Gepäck auf und stapfte hinterher. Der Bach schlängelte sich vor ihm in unregelmäßigen Windungen durch den Wald. Am Rande des Wassers wechselten sich niedrige Schwarzerlen ab mit Weiden, deren überhängende Zweige wie gelbgrüne Schnüre herunterhingen. In einigem Abstand dahinter folgte der Saum des Waldes, der sich sanft ansteigend zu beiden Seiten nach oben zog. Schon nach kurzer Zeit wurde Felix deutlich, welch große Hilfe ihm sein Begleiter war. Vor allem an Stellen, an denen Felix im dichten Grün keine Anzeichen eines Pfades erkennen konnte, führte ihn Leo mit erstaunlicher Sicherheit auf den richtigen Weg. Kein einziges Mal geriet er in sumpfiges Gelände.
Nach etwa einer Stunde kam Felix an die Stelle, an der ihn Josef und Joana gefunden hatten. Obwohl es hell war und das Gras sich längst aufgerichtet hatte, erkannte er den umgestürzten Weidenbaum sofort. In dem Ast darüber steckte noch der Rest des niedergebrannten Kienspans. Wie zum allerletzten Abschied legte Felix kurz seine Hand auf die faltige Rinde, an der sie gesessen hatten. »Ich will«, flüsterte er. Dann riss er sich los und ging weiter.
Vor dem Bach, der aus dem Wald von der Seite hereinfloss, blieb Leo stehen und lief dann suchend rasch nach links und rechts. »Dieses Mal ist meine Erinnerung besser als deine Nase«, lachte Felix, als er über die Steine auf die andere Seite balancierte. Leo folgte ihm in großen Sprüngen. Das Wasser, das er abbekam, schien ihm wenig zu gefallen. Auf der anderen Seite schüttelte er sich ausgiebig und leckte seine Pfoten.
»Wasserscheu?«, grinste Felix, obgleich er wusste, dass Leo nichts anderes tat als alle übrigen Hunde der Welt auch. »Na komm!«
Hinter einem Gehölz junger Tannen öffnete sich das Tal. Zur Linken trat der Wald nun deutlich zurück, während der Bach unter den Bäumen auf der rechten Seite weiterfloss. Felix hielt sich weiter an die Richtung, die der Bach vorgab. So wie es Josef vorausgesagt hatte, stieß er ein paar Hundert Meter weiter auf einen befestigten Weg. Obwohl der Wald sich das meiste schon zurückgeholt hatte, waren die ehemals ausgefahrenen Reifenspuren noch gut zu erkennen. Ein verwittertes Hinweisschild an einer Abzweigung nur wenige Schritte weiter gab Felix Auskunft. »Raimartihof«, las er. Zum Titisee ging es in die entgegengesetzte Richtung. Die Abzweigung wies nach Bärental. Felix durchzuckte es für einen Moment, als er den Namen las. Er musste vorsichtig sein.
Felix nahm