Scheitern an Kontingenz Politisches Denken in der Weimarer Republik
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Michael G. Festl
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Scheitern an Kontingenz Politisches Denken in der Weimarer Republik
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Campus Verlag
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9783593440897
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1
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CHF 41.70
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Politische Theorien und Ideengeschichte
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German
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457
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Wasserzeichen
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PC/MAC/eReader/Tablet
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PDF
Die Weimarer Republik, deren Gründung sich nun zum 100. Mal jährt, ist dafür bekannt, furios gescheitert zu sein. Um das Scheitern der ersten deutschen Demokratie zu erklären, rekonstruiert diese Untersuchung das Denken der Zeit anhand des Begriffs der Kontingenz. Dabei entstehen zehn Porträts - von Oswald Spengler über Ernst Jünger bis hin zu Walter Benjamin und Carl Schmitt -, die eine tief gehende Einführung in das politische Denken der Zeit bieten. Zugleich wird an ihnen deutlich, wie das Denken in den 1920er-Jahren dazu beitrug, die Republik zu destabilisieren. Gerade heute sind diese Überlegungen von höchster Relevanz.
PD Dr. Michael Geronimo Festl ist seit 2013 Ständiger Dozent für Philosophie an der Universität St. Gallen.
Vorwort Wo denn die Parallelen zwischen der Weimarer Zeit und heute liegen, war die Frage, die mir am häufigsten gestellt wurde, während ich an dem vorliegenden Projekt arbeitete. Meist ging diese Frage mit einer pessimistischen Erwartung einher, wonach vordringlich sei, dass auch wir heute in einer gefährdeten Zeit leben würden, auf einer demokratisch abschüssigen Bahn. In der Tat drängen sich einige negative Parallelen auf - steigender Nationalismus und der Aufstieg autokratischer Herrscher als die wohl vordringendsten. Doch unter der Annahme, dass wir unser politisch-gesellschaftliches Schicksal selbst in der Hand haben, gibt es keine Notwendigkeit, sich auf die zweifellos vorhandenen negativen Parallelen zu versteifen. Dies erst recht, wo doch eine der offensichtlichsten Parallelen darin besteht, dass damals wie heute der Glaube Konjunktur hatte, der Liberalismus - verstanden als das Vertrauen auf eine freiheitliche Rechtsordnung, auf das fruchtbare Zusammenspiel emanzipierter Intelligenzen und auf die universale Verbesserungsfähigkeit des Menschen - habe seine besten Tage hinter sich. Dem war, obwohl dem Liberalismus in Weimar, wie wir im Folgenden sehen werden, immer wieder die Todesmesse gelesen wurde, nicht so. Wie wir heute wissen, hatte er zur Zeit der ersten gesamtdeutschen Republik, eine seiner stärksten Phasen erst noch vor sich. Den weitverbreiteten Glauben an den Untergang des Liberalismus ein weiteres Mal zu falsifizieren, scheint mir heute unsere wichtigste Aufgabe zu sein, mit dem Unterschied, dass es dieses Mal gelingen muss, ohne davor einen Weltkrieg zu durchleben. Mein Ziel für die nächsten Jahre wird daher darin bestehen, mit publizistischen Mitteln dazu beizutragen, den Liberalismus zu revitalisierten. Das Projekt, das ich hier präsentiere, ist die gekürzte Fassung meiner Habilitationsschrift, die im Jahr 2017 von der School of Humanities and Social Sciences der Universität St. Gallen angenommen wurde. Für hilfreiche Anregungen danke ich den Gutachtern Martin Hartmann, Caspar Hirschi, Philip Kitcher, und Michael Quante. Der wichtigste akademische Dank geht wie schon bei meiner Dissertation an Dieter Thomä. Ohne seine kritischen Interventionen und klugen Ratsc