„Willst du vorne sitzen, Kleiner?“ John grinste Finn über das Autodach hinweg an.
„Äh, na klar“, erwiderte Finn. „Aber kannst dubitte aufhören, mich Kleiner zu nennen?“
Während er noch damit beschäftigt war, seinen Koffer in den Kofferraum zu packen, riss John bereits die Tür auf. „Dann solltest du dich das nächste Mal ein bisschen beeilen“, feixte sein Bruder und ließ sich auf den Beifahrersitz fallen.
Der Wagen ging spürbar in die Knie. John war während der Schulferien mindestens zwei Zentimeter gewachsen, sodass seine T-Shirts jetzt allesamt viel zu eng wirkten.
„Beeilung, Finn!“, rief seine Mutter, die schon am Lenkrad saß. „Wir müssen fünf Stunden rechnen, bis wir am Hafen sind.“
Finn klappte den Kofferraumdeckel zu und spähte durch den Frühnebel. An klaren Tagen konnte man am Ende ihrer Straße gerade noch die Spitze des London Eye – des großen Riesenrads am Ufer der Themse – über den Wipfeln der Bäume erkennen. Aber heute war die Welt nur grau, sonst nichts, und die Luft schmeckte nach feuchten Blättern. Es war zwar erst September, aber trotzdem fühlte es sich an, als hätte der Sommer sich über Nacht aus dem Staub gemacht.
Finn wollte gerade einsteigen, als ihm auffiel, dass der Wagen ziemlich schräg stand. Das hatte allerdings nichts mit Johns Körpergewicht zu tun, sondern mit einem platten Hinterreifen.
„Mum“, sagte er. „Wir haben ein Problem.“
Sie stieg aus, um nachzusehen. Dann seufzte sie, nahm die Brille ab, wischte die Gläser sauber und setzte sie wieder auf. „Also gut. Holen wir den Ersatzreifen aus dem Kofferraum.“
Finn wuchtete die Koffer nach draußen, und sein Bruder nahm ohne sichtbare Anstrengung das schwere Ersatzrad heraus und rollte es neben das Auto.
„Kein Wagenheber“, stellte Finn fest, während er suchend in den leeren Kofferraum starrte.
Jetzt seufzte ihre Mutter noch tiefer. „Ich wollte endlich mal ohne Stress loskommen“, sagte sie und holte ihr Handy aus