: Nalini Singh
: Gilde der Jäger - Engelsfall
: Lyx
: 9783736310131
: Elena-Deveraux-Serie
: 1
: CHF 8.80
:
: Fantasy
: German
: 509
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

In der Welt der Unsterblichen ist es tödlich, Schwäche zu zeigen ...

Elena Deveraux ist einzigartig: der erste Mensch, der zu einem Engel wird. Als Gefährtin des Erzengels Raphael, dem Herrscher von New York, kann die Jägerin es gar nicht abwarten, endlich die Unsterblichkeit zu erlangen. Doch da geschieht das Unfassbare: Der Prozess stoppt, kehrt sich gar um. Sie wird von Tag zu Tag wieder menschlicher - leichter zu verletzen, leichter zu töten. Elena und Raphael setzen alles daran, diese Entwicklung aufzuhalten und sie gleichzeitig vor den anderen Erzengeln zu verheimlichen. Denn nie zuvor war es gefährlicher, Schwäche zu zeigen ...

'Ich verschlinge die GILDE-DER-JÄGER-Bücher regelrecht. Ich kann gar nicht genug bekommen von dieser epischen Welt mit all ihren Gefahren, Intrigen und berauschenden Verführungen. Die Geschichten sind perfekt!' SYLVIA DAY, SPIEGEL-BESTSELLER-AUTORIN

Band 11 der GILDE DER JÄGER von SPIEGEL-Best eller-Autorin Nalini Singh




Nalini Singh wurde auf den Fidschi-Inseln geboren und ist in Neuseeland aufgewachsen. Nach verschiedenen Tätigkeiten, unter anderem als Rechtsanwältin und Englischlehrerin, begann sie 2003 eine Karriere als Autorin von Liebesromanen. Ihre Bücher sind regelmäßig auf den internationalen Bestsellerlisten vertreten.

1


Zuerst nahm sie die Spatzen eher unbewusst wahr.

Die kleinen Vögel tanzten und tauchten vor den Turmfenstern, so nah, dass ihre Flügel beinahe die Scheiben berührten. Elena spürte ganz kurz eine eisige Kälte ihren Nacken hochkriechen, aber da waren die kleinen Wesen auch schon wieder davongeflogen, um ihren Spatzengeschäften nachzugehen, und sie musste sich eingestehen, dass sie überreagiert hatte. Nur weil sich die Vögel der Stadt seit Kurzem sehr seltsam und fast schon unheimlich benahmen, musste nicht gleich jeder Spatz ein Unglücksbote sein.

Manchmal war ein Vogel auch einfach nur ein Vogel.

Achselzuckend wandte sie sich wieder ihrer Scrabble-Partie gegen Vivek zu, bei der wie immer mit harten Bandagen gekämpft wurde.

Zehn Minuten später, die beiden stritten sich gerade heftig und leidenschaftlich über die Zulässigkeit eines bestimmten Wortes, rief Sara an, um Elena einen Auftrag zu erteilen. Sie sollte einen jungen Vampir aufspüren, der wohl der Meinung war, seinem Vertrag entkommen zu können. »Warum eigentlich?«, fragte die Jägerin in die Runde, nachdem sie die Unterhaltung auf Lautsprecher gestellt hatte.

»Weil du Gildejägerin bist und wir von der Gilde nun mal entlaufene Vampire einfangen«, kam Saras trockene Antwort. »Wenn du das bis jetzt noch nicht begriffen hast, liebe Elena, dann besteht nicht viel Hoffnung für dich.«

»Nein, so habe ich das nicht gemeint.« Elena lehnte sich zurück. »Warum eigentlich glaubt immer ein bestimmter Prozentsatz von diesen Baby-Vampiren, dass, erstens, all die schrecklichen, grausamen Dinge, die sie über die alten Engel gehört haben, nicht wahr sind, und dass, zweitens, ausgerechnet sie die hinter den Ohren noch nicht ganz trockenen Idioten sein werden, die den Sprung in die Freiheit schaffen? Obwohl sie längst herausgefunden haben, dass alles absolut der Wahrheit entspricht.«

Elena verstand es wirklich nicht, weder das eine noch das andere. Man musste schon taub, blind und mental nicht ganz auf der Höhe sein, um nicht zu begreifen, dass an Engeln nichts Menschliches war, und zwar weder in ihrer Art, Form noch Gestalt. Wenn ein Wesen tausend Jahre gelebt hatte, warum sollte es dann in Sterblichen und neu erschaffenen Vampiren etwas anderes sehen als Insekten, die man notfalls auch zertreten konnte? Oder Glühwürmchen – zerbrechlich und vielleicht ganz hübsch, wenn man so etwas mochte, aber doch nach einem Herzschlag schon wieder verschwunden und vergessen.

Diese vernichtenden Tatsachen waren Elena hinreichend bekannt, sie spürte sie bis tief in die Knochen hinein, obwohl sie inzwischen die Gefährtin des mächtigsten Unsterblichen Nordamerikas war. Raphael hatte durch die ihn und Elena verbindende Liebe gelernt, menschlicher zu handeln, aber er war kein Mensch, und er würde nie einer sein. So wie ein wilder Tiger nie ganz zahm sein konnte. Ein Ding der Unmöglichkeit – und eine Zerstörung.

Raphael war ganz wunderbare Wildheit. Kraft, Größe, Macht.

So wie Elena ein neugeborener Engel war, deren Herz immer sterblich bleiben würde, selbst wenn sie zehntausend Jahre lebte.

»Ich weiß eine Antwort!« Vivek hob brav wie ein folgsamer Schüler die Hand, das attraktive Gesicht mit den scharf geschnittenen Gesichtszügen zu ein