2. KAPITEL
Adelaide taumelte auf ihren hohen Absätzen gegen die Wand.
Dempsey hatte gerade öffentlich seine Verlobung bekanntgegeben.
Seine Verlobung mit ihr.
Der Mann, der so vorsichtig war, wenn es um sein Privatleben ging. Der Mann, der darauf vertraute, dass sie ihn nie verraten würde, obwohl er sie über die Jahre in Hunderten von Kleinigkeiten verraten hatte. Wie konnte er es wagen?
Über ihr Mikrofon hörte sie Caroles überraschte Glückwünsche. Einige der Journalisten in den hinteren Reihen drehten sich zu ihr um und nickten ihr grüßend zu. Oder vielleicht wollten sie auch nur ergründen, was der begehrte Junggeselle Dempsey Reynaud an ihr, der völlig durchschnittlichen und weitgehend unbekannten Adelaide Thibodeaux so anziehend finden mochte.
Nun, die Antwort auf diese Frage war offensichtlich. Jedenfalls für Adelaide. Sie hatte keine weitere Anziehungskraft bis auf die Tatsache, dass Dempsey ihren Weggang verhindern wollte. Und er gehörte zu den Leuten, die immer bekamen, was sie wollten.
In ihrer Naivität hatte sie geglaubt, sie könnte ihren Job als seine Assistentin so einfach aufgeben und ein eigenes Geschäft beginnen. Noch dazu ein Geschäft, mit dem sie auf gute Beziehungen zu den Hurricanes und der gesamten Liga angewiesen war, um sich die Verkaufsrechte zu sichern. Diese Beziehungen durfte sie nicht gefährden, wenn sie erfolgreich sein wollte.
Wenn sie sich Dempsey entgegenstellte und ihn herausforderte, würde sie seine Unterstützung noch im selben Moment verlieren. Sie konnte es nicht riskieren, ihm zu widersprechen. Zumindest nicht öffentlich. Und es bestand kein Zweifel daran, dass Dempsey das ganz genau wusste.
Diese Erkenntnis traf sie wie ein Schlag. Sie war äußerst geschickt ausmanövriert worden, und zwar vom cleversten Spieler der Liga.
Von ihrem frisch gebackenen Verlobten.
Sie brauchte Zeit, um sich zu sammeln. Wenn sie ihm jetzt gegenübertrat, würde sie ganz bestimmt etwas von sich geben, das sie hinterher bereute. Sie huschte in Richtung Ausgang, während die Journalisten begannen, Dempsey Fragen über den verletzten Quarterback zu stellen. Sie wusste nicht, was sie sonst hätte tun können. Sie besaß nicht Dempseys Gabe, komplizierte Winkelzüge zu ersinnen, die das Leben anderer Menschen in einem Lidschlag ruinieren konnten. Den Raum zu verlassen war das Beste, das ihr einfiel. Sie musste nachdenken und darauf warten, dass ihr Zorn sich legte.
Trotz Carols Ermahnung, hier zu bleiben und sich für eventuelle Interviews bereitzuhalten, ging sie weiter und nahm das Headset aus dem Ohr.
Den Teufel würde sie tun.
Mit schnellen Schritten ging sie durch die Tür und eilte zum Treppenhaus. Sie wählte den Weg, auf dem es am unwahrscheinlichsten war, dass sie Reportern begegnen würde.
Zwar konnten die Sportjournalisten mit den Heiratsabsichten eines Footballtrainers nicht viel anfangen, aber sie würden den Wert dieser Neuigkeit zweifellos erkennen und sie an die Kollegen von der Regenbogenpresse weiterleiten. Auch wenn sie selbst im Rahmen einer Pressekonferenz nach einem Footballspiel keine Fragen nach dem Privatleben der Sportler oder Trainer stellen würden, Klatschreporter kannten solche Zurückhaltung nicht. Ganz im Gegenteil, sie würden sich geradezu darauf stürzen.
Adelaide beschleunigte ihre Schritte und geriet ins Stolpern, als einer ihrer Absätze brach. Diese Schuhe waren eindeutig nicht zum Laufen gemacht.
Hinkend kam sie am Ende der Treppe an und schlüpfte durch die Tür auf das Parkdeck. Das Handy in ihrer Tasche begann zu klingeln. Sie ignorierte es und dachte darüber nach, wie sie möglichst unauffällig zu ihrem Auto zwei Parkdecks höher gelangte.
Sie hörte ein näher kommendes Motorengeräusch. Es war das Dröhnen eines großen Geländewagens. Eines sehr vertrauten Wagens, wie sich herausstellte, als er neben ihr die Geschwindigkeit verlangsamte. Es handelte sich um Dempseys Wagen, auch wenn er ihn noch nie eigenhändig gefahren hatte.
Evan, sein Chauffeur, ließ die getönte Scheibe der Beifahrertür herab. Mit seinem kahl rasierten Schädel, den farbenprächtigen Tätowierungen auf Brust und Armen und der beängstigenden Anzahl von Piercings im Gesicht hätte er als Gangster durchgehen können. Doch in Wahrheit war er ein sehr verlässlicher Fahrer und zudem einer von Dempseys vertrauenswürdigsten Leibwächtern. Sein Aussehen verschaffte ihm bei der Erfüllung seiner Aufgaben einen nicht zu verachtenden Vorteil.
„Miss Adelaide“, begrüßte er sie, o