: Katharina V. Haderer
: Das Schwert der Totengöttin Roman
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426455630
: Black Alchemy
: 1
: CHF 10.00
:
: Fantasy
: German
: 400
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Mythen und Magie, Action und Abenteuer: der Auftakt zu einem packenden High-Fantasy-Epos von einer neuen weiblichen Stimme. Als Sergent Erik Zejn degradiert und von der Hauptstadt ins Vorland versetzt wird, rechnet er mit Ereignislosigkeit und Langeweile. Doch dann erheben sich die Toten aus den Gräbern und greifen die Lebenden an. Zejn steht vor der größten Herausforderung seines Lebens: Er muss herausfinden, wie er die Toten für immer zurück unter die Erde schicken kann. Die Einzige, die mehr über die unheimlichen Vorgänge zu wissen scheint, ist die Kräuterhexe Mirage. Doch Zejn ist sich sicher, dass man ihr nicht trauen kann. In Wahrheit ist Mirage Alchemistin und versucht alles, um die Bedrohung aufzuhalten. Nur deshalb ist sie immer in der Nähe, wenn die Toten erwachen. Schnell beginnt die Bevölkerung zu glauben, dass sie für die Angriffe verantwortlich ist und wendet sich gegen sie. Wenn Mirage sich selbst retten will, muss sie ihre Unschuld beweisen und die Toten für immer zurück unter die Erde bringen. Weder Zejn noch Mirage ahnen, dass die Toten nicht ihre einzigen Feinde sind. Alle Bände der »Black Alchemy«-Reihe: Das Schwert der Totengöttin Der Garten der schwarzen Lilien Der Herrscher des Waldes

Katharina V. Haderer wurde 1988 geboren und schreibt seit ihrer Kindheit fantastische Romane. Nach ihrem Studium der Germanistik veröffentlichte sie erste Bücher als Selfpublisherin und im Drachenmond-Verlag. Neben dem Erfinden von fantastischen Welten ist sie aktive Pfadfinderin und begeistert sich für Geschichten, die abseits der üblichen Wege verlaufen. Sie lebt mit ihren beiden Katzen in Niederösterreich.

ZEJN


1


Etwas fehlte.

Es dauerte eine Weile, bis Sergent Erik Zejn merkte, was er vermisste – im Allgemeinen war es einfacher, Dinge zu finden, die da waren statt verschwunden.

Prüfend sog er die Landluft ein. Der Geruch nach Baumharz, feuchter Erde und Ziegendung wirkte fremd in seiner Nase.

Wo blieben der Unrat, den die Menschen aus den Fenstern zu kippen pflegten, der Urin an den Straßenecken, der Opiumrauch, die pestgebeutelten Bettler und parfümierten Schnösel? Aus dem Hügelgewirr der Vorlande war auch das Meer bloß eine Ahnung am Horizont, seine salzigen Winde und der vertraute Gestank pechbestrichener Schiffsplanken kaum mehr als eine Erinnerung.

Das Fehlen all jener Gerüche machte dem Sergent erneut bewusst, mit welch trügerischer Absicht man ihn nach Svonnheim versetzt hatte.

»Nett hier, nicht?«, flötete der Gardist, der ihn im Dorf herumführte. »Ruhig, idyllisch. In Svonnheim passiert recht wenig.«

Zejn maß seinen Stellvertreter mit einem Seitenblick. Seit sich Untergrundorganisationen zu einer Gilde zusammengeschlossen hatten, blühte in der Hauptstadt die Kriminalität. Jeder verfügbare Soldat sollte in Tradea eingesetzt werden –gerade Männer mit Zejns Fähigkeiten. Stattdessen hatte man ihn ins Vorland versetzt, auf einen Posten, auf dem der vorige Sergent an Altersschwäche verstorben war.Altersschwäche! Bei Soldaten passierte das nur den Besten oder Schlechtesten, und Zejn konnte sich nicht vorstellen, dass Sergent Besson zur ersten Sorte gehört hatte.

Sein Begleiter wies auf eine windschiefe Hütte, über deren Tor ein Schild hing, auf das eine Möhre gemalt war. »… dieGelbe Rübe, die hiesige Schenke. Gutes Bier. Den Wein kann man vergessen. Aber wer ein bisschen Unterhaltung benötigt … Die dicke Inge macht’s dir für ’nen Kopper.« Der Gardist – sein Name war Barthell – lachte mit dicken Pausbacken. Er war jünger als Zejn selbst, er schätzte ihn auf vielleicht Ende zwanzig. Irgendwann mochte er mal gut ausgesehen haben, doch der Müßiggang hatte ihm einen Wohlstandsbauch beschert. Zejn störte es ungemein, dass Barthells Bart getrimmt gehörte und die Tunika befleckt und zerknittert war. In seinen Gürtel waren zusätzliche Löcher geschnitten worden, damit Barthell ihn schließen konnte.

So etwas war Zejn noch nie untergekommen. Ein Soldat repräsentierte nicht bloß die Garde, der er diente, sondern auch sein Königshaus. Daher pflegte Zejn seinen Bart regelmäßig zu stutzen, die Wangen zu rasieren und sein blondes Haar zu kürzen. Ordentliche Kleidung stand für Verlässlichkeit und Disziplin. Und Zejn schloss aus Barthells Auftreten, dass es ihm an beidem mangelte.

»Stammen Sie aus Tradea, Sergent?« Barthell sprach den GardetitelSerschoh aus, was verriet, dass seine Familie der alten Landessprache mächtig war.

Zejn schüttelte den Kopf.

»Woher dann?«

»Weinberg.«

»Wo liegt das?«

»Im Osten.«

»Und wie sind Sie nach Tradea gekommen?«

»Durch die Garde.«

Barthell wartete auf weitere Ausführungen, während sie im Dorf eine Runde zogen. Ihre Stiefel stanzten Spuren in den feuchten Boden. Als keine Erläuterung folgte, blies der Jüngere die Backen auf und wies auf einen Vorplatz, der durchaus als ausgetrampelte Verbreiterung des Gehwegs durchgehen konnte.

»Hier sehen Sie den Marktplatz. Am Tag des Travis kommen die Leute aus der Gegend zusammen, um hier Waren auszutauschen.«

»Heuteist der Tag des Travis.«

»Sag ich ja.«

Zejn rümpfte die Nase angesichts der Handvoll Menschen, die zwischen den Hütten umherstreunten. Selbst des Nachts war in einer Hintergasse Tradeas mehr los als hier. Der Nebelschleier, der von den angrenzenden Wäldern ins Dorf kroch, dämpfte die Geräusche. Auf dem Land war es so verdammt still, dass Zejns Herzschlag ihn aus dem Schlaf weckte.

»Bethe bringt ihr