1. Iss dich jünger
Wie wir uns vor den heimlichen Altersbeschleunigern schützen können
Er hat sein Leben umgestellt – aber etwas ganz Wesentliches übersehen / Gerontotoxine, die Alterungsgifte: wo sie stecken, wie sie wirken / Alters-Turbo Coca-Cola: warum der Teenager plötzlich auf die Seniorenstation kam / Hacker-Alarm: Angriff auf die Kraftwerke im Körper / Milch oder keine Milch: Frühstücksfragen bei Nobelpreisträgers zu Hause
Die Kekse. Natürlich hat er nicht im Entferntesten daran gedacht, dass mit ihnen etwas nicht stimmen könnte. Ganz normale Bahlsen-Kekse, sogar Vollkorn, denn Christoph hatte gerade begonnen, sein Leben umzustellen.
Es ist ein schöner Sommertag im Freibad. Die Ferien gehen zu Ende, es ist eine der letzten Gelegenheiten in diesem Jahr für Christophs Töchter, ein bisschen zu planschen und zu üben: Sie haben gerade schwimmen gelernt. Am Beckenrand berichtet Christoph von den fundamentalen Veränderungen in seinem Leben. Er ist Mathematiker und promovierter Informatiker, also geht er die Dinge rational und analytisch an.
Er hatte was am Knie. Das war der Auslöser. Außerdem ist er oft krank, Infekte, häufig mit 40 Grad Fieber. Auch Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen, eine »angegriffene Psyche aufgrund der Arbeitsüberlastung«. All das wollte er jetzt »in den Griff kriegen«.
Zum Frühstück gebe es jetzt nicht mehr bloß Brot mit Marmelade, sondern »ein richtig schönes Vollkornmüsli«. In der Kantine nimmt er »nicht immer die Fleischgerichte mit Pommes«, sondern den Rohkostsalat, und mit Süßspeisen ist er »ein bisschen vorsichtig«. Und natürlich: »Bewegung, Bewegung, Bewegung.«
Nur an die Kekse hat er nicht gedacht.
Er holt sie raus, als die Mädchen aus dem Wasser kommen. Schnell abtrocknen, Bademantel an. Dann packt er aus: Trauben, Melone, Pfirsiche. UndLeibniz Keks aus vollem Korn von Bahlsen.
Natürlich hat er nicht aufs Kleingedruckte geachtet. Hätte auch gar nichts genützt. Die meisten Menschen kennen sie nicht, diese Zusätze, und wissen auch nicht, dass sogar dasDeutsche Ärzteblatt vor dem »Gesundheitsrisiko« durch die Chemikalien warnt. Es gibt auch keine Hinweise auf dem Etikett. Sie gelten sogar als unbedenklich, offiziell.
In den Blauen Zonen dieser Welt, wo die Menschen besonders lang leben, da gibt es solche Zusätze selbstverständlich nicht. Sie kommen in traditionellen Lebensmitteln überhaupt nicht vor. Und das ist vermutlich eines der Erfolgsrezepte fürs lange, glückliche und gesunde Leben der Leute dort: das, was sie NICHT essen.
Wie Christoph denken die allermeisten Menschen allerdings nicht an so etwas, wenn es ihnen um das schönere Altern geht, sondern an Sport und eine Ernährung mit weniger Fleisch, weniger Kohlenhydraten. Mehr Obst und Gemüse.
Dass die Zutaten aus dem Kleingedruckten eine Rolle spielen könnten, daran denkt niemand. Außer vielleicht Elizabeth Blackburn. Sie ist Nobelpreisträgerin. Im Freibad war sie leider nicht dabei. Aber was hätte sie dort gesagt?
Christoph, hätte sie gesagt, mein lieber Christoph, »es ist großartig, wenn Sie Ihre Ernährung um gesunde Lebensmittel ergänzen, aber es ist vielleicht sogar noch wichtiger, jenes industriell verarbeitete und zuckerhaltigeJunkfood zu meiden, das die Feinde Ihrer Zellen ernährt«.
Wer darauf nicht achtet, kann trotz größter Sorgfalt bei der Lebensführung, viel Sport und gesündestem Grünzeug vorzeitig ins Gras beißen. Es hilft ja auch nichts, sorgsam das Haus zu pflegen, die Fenster zu putzen, den Boden zu wienern, immer schön die Schuhe auszuziehen, wenn gleichzeitig der Holzwurm in den Dielen steckt und unter unseren Füßen alles langsam zerbröselt.
Und in den modernen Lebensmitteln ist sozusagen der Wurm drin. Das fängt schon bei