: Martha Nussbaum, Saul Levmore
: Älter werden Gespräche über die Liebe, das Leben und das Loslassen
: Theiss in der Verlag Herder GmbH
: 9783806238303
: 1
: CHF 17.80
:
: Sonstiges
: German
: 272
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Das Alter bringt spezielle Erfahrungen und Herausforderungen, aber auch Probleme mit sich. Wann ist der richtige Zeitpunkt, um in Rente zu gehen? Soll man Anti-Aging-Produkte ablehnen oder sind sie willkommene Hilfsmittel, um selbstbestimmt zu altern? Warum scheinen manche mächtigen Männer so sehr auf jüngere Frauen fixiert zu sein? Die Philosophin Martha Nussbaum und der Jurist und Ökonom Saul Levmore gehen diesen Themen in je eigenen Essays nach, die sich zu einem Gespräch verbinden. Sie blicken auf literarische Figuren wie König Lear, analysieren populäre Filme und betrachten ihre eigenen Erfahrungen mit dem Älterwerden. Es entspinnt sich eine humorvolle, kluge und bereichernde Unterhaltung zwischen zwei Freunden, die zeigt, dass es sich lohnt, diese Lebensetappe bewusst und reflektiert anzugehen.

Martha Nussbaum ist die einflussreichste Philosophin der Gegenwart. Die Professorin an der University of Chicago wurde u.a. ausgezeichnet mit dem Kyoto-Preis, der als Nobelpreis der Philosophie gilt. Außerdem erhielt sie den mit einer Million Dollar dotierten Berggruen-Preis. Die bekennende Musik-Liebhaberin wurde besonders bekannt durch ihre Arbeiten zum Thema Emotionen. Saul Levmore promovierte in Wirtschaftswissenschaften sowie in Jura an der Yale University. Seit 1998 ist er Professor für Rechtswissenschaften an der University of Chicago Law School.

Einleitung


In diesem Buch geht es um das bewusste Leben und bestimmt nicht um das Sterben – ob würdevoll oder auf andere Weise. Zu altern bedeutet Erfahrungen zu sammeln, Weisheit zu erlangen, zu lieben, zu verlieren und sich in der eigenen Haut immer wohler zu fühlen, wie viel sie auch an Straffheit verlieren mag. Beim Älterwerden geht es noch um viele andere Dinge. Für manche Menschen könnte es um Reue, um Sorgen, um das Anhäufen von Dingen und um Bedürftigkeit gehen. Es kann auch um ehrenamtliche Arbeit, um Verständnis, Hilfeleistung, Neuentdecken, Vergeben und – mit zunehmender Häufigkeit – um Vergessen gehen. Für diejenigen, die keine finanziellen Sorgen haben, kann es um den Rückzug aus dem Arbeitsleben und die Weitergabe des Vermögens gehen sowie andererseits um das Sparen und Ausgeben von Geld in den vorangehenden Jahren. Viele dieser Überlegungen beziehen sich auf Menschen, die sich selbst noch nicht als Alternde sehen. Doch diese jungen Freunde, Verwandten und Kollegen betrachten die Älteren häufig als Schatztruhen der Weisheit oder als wandelnde Warnungen. Dieses Streben, in den Falten das Gute, oder sei es nur die Weisheit, zu finden, ist mindestens so alt wie Cicero, dessen Werk in unserer sich rasant wandelnden Welt ebenso relevant ist, wie es vor 2000 Jahren war.

Wenn wir, anders als andere Arten, aus unseren Fehlern und Erfolgen lernen, sie aufzeichnen und verbreiten, und zwar auf eine Weise, die die Grenzen der menschlichen Erfahrung erweitern und das Leben nachfolgender Generationen verbessern, dann können wir vielleicht auch Fortschritte im persönlichen Bereich erwarten. Wir haben Fortschritte in der Landwirtschaft, in der Herstellung von Waren und in der Luftfahrt gemacht. Es ist weniger klar, dass uns dies in Bezug auf das Eingehen von Partnerschaften, die Kindererziehung und die Wahl unserer politischen Führer gelungen ist. Vielleicht liegt das daran, dass sich die Probleme in diesen Bereichen ständig verschieben und sich durch schrittweisen wissenschaftlichen Fortschritt im Laufe der Zeit nicht meistern lassen. Das Altern fällt zwi