: Martha Schad
: Die Päpste liebten sie Die königlichen Frauen in St. Peter in Rom
: LangenMüller
: 9783784434568
: 1
: CHF 14.90
:
: Kulturgeschichte
: German
: 208
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der Vatikan gilt als eine der letzten Männerdomänen. Dennoch befinden sich unter den Begräbnisstätten in der Basilika von St. Peter in Rom vier Gräber von Frauen. Welche historischen Umstände führten dazu, dass Mathilde von Canossa, Charlotte Lusignan-Savoyen, Christine von Schweden und Maria Clementina Stuart dort begraben und in Stein verewigt wurden? Diesen Fragen geht Martha Schad, eine der profiliertesten Sachbuchautorinnen Deutschlands, nach. In ihrem Buch zeigt sie Jahrhunderte der Religionsgeschichte aus einem ganz neuen Blickwinkel.

Charlotte von Zypern
(1444–1487)

Charlotte von Lusignan-Savoyen, Königin von Zypern, Prinzessin von Antiochien, Titularkönigin von Jerusalem und Armenien, wurde als erste Frau im Jahr 1487 in St. Peter zur letzten Ruhe gebettet. Sie hatte den Kampf um ihr Königreich Zypern zwar verloren, doch die respektvolle Zuneigung von drei Päpsten – Pius II., Sixtus IV. und Innozenz VIII. – gewonnen. Sie fand schließlich Aufnahme in Rom und durfte dort auch ihr Leben beschließen.[1]

Charlotte, Mitglied der Adelsfamilie von Lusignan, wurde Königin von Zypern, jener Insel, die schon in der antiken Mythologie als Insel der Aphrodite, der Göttin der Liebe, einen sagenumwobenen Ruf hatte. Aphrodite soll vor Zyperns Küsten dem Meer entstiegen und in den schattigen Tempelhainen von Paphos und Amathus hochverehrt worden sein.[2]

In der wechselvollen Geschichte Zyperns war die Insel 1192 an das französische Haus Lusignan gefallen, das sich nach der Burg Lusignan benannte. Sie war bereits im 12. Jahrhundert so beeindruckend, dass die Legende ging, ihr Erbauer müsse über magische Kräfte verfügt haben, wie etwa die Fee Melusine[3], der die Burg als Geschenk für ihren Ehemann Raymondin zugeschrieben wird. Dieser soll aus dem Hause Lusignan, das Melusine auch in seinem Wappen trägt, gestammt haben.

Realität und Romantik des Königreiches waren zunächst nichts anderes als ein unvorhergesehenes Nebenergebnis des dritten Kreuzzuges unter dem englischen König Richard I. Löwenherz. Mit ihm beginnt die Geschichte des Kreuzfahrerkönigreichs Zypern. Die Kreuzzüge wurden mit dem Ziel unternommen, die heiligen Stätten Palästinas vom bedrückenden Joch der Anhänger Mohammeds zu befreien.[4]

Richard I. war 1191 auf dem Weg von Sizilien nach Syrien ungewollt auf Zypern gelandet, nachdem wegen eines Seesturms zuvor das Schiff, auf dem sich seine Braut Berengaria von Navarra befand, an Zyperns Gestaden gestrandet war. Weil Isaak Komnenos, der letzte byzantinische Potentat Zyperns, der sich Kaiser von Zypern nannte, den Schiffbrüchigen die gebührende Hilfe verwehrt hatte und zudem König Richard befahl, die Insel zu verlassen, eroberte dieser daraufhin große Teile der Insel und belagerte Isaak auf seiner Burg Kantara. Dabei kam Richard die mangelnde Loyalität von Teilen der zypriotischen Bevölkerung zugute, die in den sieben Jahren unter der Herrschaft Isaaks zu leiden hatte. Isaak Komnenos kapitulierte schließlich, unter der Bedingung, dass Richard ihn nicht in Eisen