Im Schein der Flammen kann man sehen, dass die Männer Cowboykleidung tragen. Die breitrandigen Hüte haben sie ins Genick geschoben, sodass man ihre Gesichter deutlich erkennen kann. Breitflächig, rund, mit einer knolligen Nase in der Mitte, ist das Antlitz eines athletisch gebauten Mannes, dessen Reithemd prall auf der breiten Brust aufliegt. Der Cowboy neben ihm ist schlank, geschmeidig, und sein schmales, gelblichbraunes Gesicht weist auf spanische Abstammung hin. Das scharfe Wikingerprofil des dritten Mannes wird von den tanzenden Flammen gespenstisch beleuchtet. Sein blondes Haar erscheint im roten Licht kupferfarben.
Der Schwarzhaarige nimmt die Zigarette aus dem Mund, bläst genießerisch den Rauch vor sich hin und unterbricht das Schweigen mit den Worten: »Well … es gibt da ’ne Menge Möglichkeiten …«
»Drei, Jim … genau drei«, brummt der Blonde. Er beugt seinen sehnigen Körper vor und wirft Holzstücke in die Flammen.
Der Breitschultrige wendet sich dem Blonden zu und knurrt mit tiefer Bassstimme: »Wird ’ne große Viehräuberbande sein, die auf eigene Rechnung arbeitet.«
»Das ist die eine Möglichkeit, Dick«, bestätigt der Blonde.
Fünf Minuten lang schweigen die Männer, dann sagt der schlanke Jim: »Es können aber auch Leute der Viehaufkäufer sein. Die Händler machen ein gutes Geschäft, wenn sie die Rinder zum halben Preis kriegen! Hab ich recht, Billy?«
»Die zweite Möglichkeit«, stimmt der blonde Billy zu. »Und dann ist es auch möglich, dass man die kleinen Rancher nur ruinieren will und ihnen deshalb das Vieh stehlen lässt!«
Eine lange Pause entsteht. Schließlich unterbricht der athletische Dick das Schweigen: »By Gosh! Wir werden schon noch dahinter kommen, sag ich! Schlage vor, dass wir uns jetzt in die Decken rollen!«
Die Cowboys legen ihre Decken bereit und ziehen sich die Stiefel aus, als eins der Pferde kurz und scharf schnaubt. Sofort verharren die Männer in ihren Bewegungen, dann springen sie aus dem Bereich des Flammenscheins, und zwar in drei verschiedene Richtungen. Es ist zwischen ihnen kein Wort gewechselt worden, und doch handeln sie übereinstimmend.
Eine Viertelstunde vergeht. Geräusche klingen in der Nacht auf und kommen langsam näher. Ein grimmiger Fluch ertönt. Sporen klingeln, das Schleifen müder Füße im Gras wird hörbar, dann ruft eine heisere Stimme: »Hallo! Wer lagert da am Feuer?«
»Seht’s euch an!«, ruft Billy zurück. »Kommt und seid nicht zu hastig!«
»Okay. Wir sind unbewaffnet!«
Einige Cowboys treten in den Feuerschein. Sieben Männer sind es. Sie sind abgerissen, müde und verschwitzt. Merkwürdigerweise tragen sie keine Waffengürtel, obgleich sie fast alle verwundet sind.
Suchend blicken sich die sieben Cowboys um: »Wo steckt ihr denn, eeeh?«
Billy, Jim und Dick kommen jetzt wieder zum Vorschein.
»Seit wann reitet ihr auf Schusters Rappen?«, fragt der athletische Dick und grinst breit. Dann erscheint ein gutmütiger Zug auf seinem Mondgesicht. »Sagt jetzt nichts, Boys! Ihr habt Pech gehabt! Seh’s euch an! Jetzt sollt ihr euch erst mal die Bäuche füllen, damit ihr wieder zu Kräften kommt! Haut doch die müden Knochen hin, Boys!« Er nimmt den Kaffeekessel und geht damit zum nahen Bach.
Die erschöpften Cowboys setzen sich ans Feuer. Billy und Jim packen schon Proviant aus und verteilen.
Heißhungrig langen die Männer zu. Während sie kauen, berichtet ihr Wortführer: »Wir sind die Treibermannschaft von der ›Liegende-Zwei-Balken-Ranch‹. Fünftausend Rinder sollten wir nach Cattleville bringen. Well, wir sollten! – Der Trail war ja schon immer gefährlich, aber die Rustler1) haben sich bisher mit kleineren Herden begnügt. Pest und Hölle! Man hat uns regelrecht hochgenommen! Die Pferde zusammengeschossen! Zwei von uns sind tot, wir anderen haben alle was abgekriegt. Haben uns gewehrt, natürlich, aber die Übermacht war zu groß. Wir durften dann waffenlos und ohne