2. Kategorien: Ein Rätsel der peirceschen Philosophie
Die Formulierung des Rätsels
Kann man die Erfahrung des Menschen mit sich und der Welt in einer kurzen Antwort, einer Summe oder Formel philosophisch fassen, ohne sie zu beschreiben? Vielleicht nur in einem Gleichnis. 1896 schrieb Peirce den Entwurf zu einem Buch mit dem TitelEine Vermutung über das Rätsel. Für das Titelblatt war die Abbildung einer Sphinx vorgesehen, neben der die Zeilen eines Gedichts von R.W. Emerson stehen sollten:
»Die alte Sphinx biss auf ihre dicke Lippe, –
Sagte, ›Wer lehrte Dich, mich zu nennen?‹
Ich bin Dein Geist, Leidensgefährte,
Von Deinem Auge bin ich der Blick.«7
Was ist das für eine Vermutung, mit der Peirce glaubte, den sich erblickenden Blick zu fassen, die Summe menschlicher Existenz ziehen zu können? Seine Vermutung lautet, dass unsere Existenz in drei Universen zugleich angesiedelt ist: Alles menschliche Verstehen, jede Erfahrung, jeder Traum und noch jeder flüchtige Gedanke, Eindruck und ebenso jede noch so komplizierte wissenschaftliche Theorie werden durch lediglich drei Formen strukturiert, die durch drei Typen von Begriffen darstellbar sind. Diese drei allgemeinen Begriffstypen sind die einzigen Begriffe, die uneingeschränkt allgemein anwendbar (universal) und nicht weiter auf andere Begriffe zurückführbar sind. Mit der philosophischen Tradition seit Aristoteles nennt Peirce sie Kategorien. Das ist seine Lösung des