: Martina Röthl
: Tiroler Privat(zimmer)vermietung Dispositive Bedingungen. Subjekteffekte. Aneignungsweisen.
: Waxmann Verlag GmbH
: 9783830988823
: 1
: CHF 36.20
:
: Volkskunde
: German
: 598
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
Das österreichische Bundesland Tirol verzeichnet über 47 Millionen Übernachtungen pro Jahr. Wenn Martina Röthl der Frage nachgeht, was Tourismus mit den in Tirol lebenden Menschen macht, steht nicht die touristische Begegnung im Vordergrund, sondern die durch Bezugnahmen auf tourismusinduzierte Wissensbestände in Gang gesetzten Subjektivierungsprozesse der so genannten Einheimischen. Exemplarisch für diese 'einheimischen Bereisten' stehen PrivatvermieterInnen, denen es in Tirol erlaubt ist, bis zu zehn Betten und außerdem Ferienwohnungen zu vermieten, ohne dafür ein Gewerbe anmelden zu müssen. In den 1960er und 1970er Jahren waren 50 Prozent aller Gästebetten so genannte 'Privatbetten'. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt nächtigen noch immer 20 Prozent aller Tirol-TouristInnen in Privatvermietungen.
Das vorliegende Buch beschäftigt sich mit den Alltagspraktiken bereister Menschen. Die Privatvermietung gerät dabei als physischer und sozialer Raum in den Blick, der auf ganz unterschiedlichen Ebenen mit makrostrukturellen Vorgaben und auf das reibungslose Funktionieren von Tourismus zielenden Strategien korrespondiert. Um zu klären, auf welche Weise sich dies auf die Lebenswirklichkeiten und Selbstverhältnisse der Beforschten niederschlägt, werden kulturanalytische Herangehensweisen mit dispositivtheoretischen Ansätzen verknüpft. Mit Tourismus in Zusammenhang stehende Subjekt-Effekte sind als tourismusinduzierte Subjektivierungen aufgegriffen, die sich im Sinne von Subjektivierungsweisen als 'tatsächliche' Aneignungen in den Blick nehmen und empirisch verfolgen lassen.

Martina Röthl studierte Europäische Ethnologie an der LFU Innsbruck und promovierte dort 2015. Seit 2016 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Seminar für Europäische Ethnologie/Volkskunde an der CAU Kiel. Ihre Forschungsschwerpunkte sind: Tourismusforschung, Diskurs- und Dispositivforschung, Erzählforschung, Geschlechterforschung.
Buchtitel1
Impressum4
Inhalt5
Verzeichnis der Settings9
Einleitung11
1. Zur Orientierung17
1.1 Ausgangspunkte17
1.2 Tiroler Privatvermietung als Feld18
1.3 Feld und Felder20
1.4 Empirie und Theorie oder: Die Welt im Lichte theoretischer Vorgaben?30
2. Making of...34
2.1 Ein „Analyseraum“ als Betrachtungsmodell34
2.2 „Kein Wohlstand ohne Tourismus“40
2.3 Feld?Analyse und die Erarbeitung einer Materialbasis51
2.4 Die Arbeit am Material66
3. Die Skizzen73
4. Die Verhältnisbestimmungen139
4.1 „Der Tourismus“ – Bedeutungszuweisungen142
4.2 Das Verhältnis zu den touristischen Institutionen – erste Eindrücke151
4.3 Tourismusverbände als tourismuspolitische Akteure156
4.4 „[…] ich glaube, wir existieren für die nicht.“161
4.5 Privatvermietung und Realpolitik165
4.6 Die Tourismuswerbung – „feine Netzwerke“174
4.7 Tourismusinduziertes Wissen versus wissenschaftliches Wissen179
4.8 Tourismusgesinnung/Tourismusbewusstsein als touristische Ressource188
4.9 Sichtbarkeiten: Identifikationsflächen und Fragen nach der „Echtheit“194
4.10 Bereiste Community? Grundsätzliche Dispositionen?202
4.11 Subjektive Verwertung von Wissen233
4.12 Diskurse um Gastfreundschaft240
4.13 Wissen zu möglichen Positionierungen – das Beispiel Qualitätstourismus254
4.14 Inklusion und Exklusion – intentionales und nicht?intentionales Handeln269
4.15 Erzieherische Maßnahmen, Meinungsbildung, Subjektivität289
4.16 Kosmos Privatvermietung: Vorsichtige Annäherungen an Subjekteffekte303
4.17 Selbstbilder und Anerkennungsregime327
4.18 Identität trifft Subjektivierung trifft Wissen345
4.19 Die Familiensamples: „Familie“ als Ort von Subjektivierung und Angelpunkt hegemonialer Ordnung(en)364
4.20 Anmerkungen zur synoptischen Verdichtung, zwei perspektivische Wechsel425
4.21 Raumerfahrung, Raumwissen, Raumwahrnehmung427
4.22 Selbstbewertung und Selbstreflexion: Was heißt „gut genug“?448
5. Tourismusindizierte Subjektivierung461
5.1 Tirolisch sein …471
5.2 Begehrte Bereiste474
5.3 Mobile Bereiste482
5.4 Besitzende Subjekte488
5.5 Reflektierte Bereiste492
5.6 Sich wahrnehmen als …? Selbstbezüge, Selbstverhältnisse und Modi der Aneignung499
6. Feldbefunde511
6.1 Feldbefunde – Privatvermietung/aktiv Bereiste: „In der Zeit haben wir Semmeln bekommen […]“512
6.2 Feldbefunde – Feldrelevante Ergebnisse: „Jetzt haben wir ihn. Da ist die Frage, wie gestaltbar ist er?“530
6.3 Feldbefunde – TirolerInnen als passiv Bereiste: „Sie ist mit den Stöckelschuhen da durch den Schnee angeblich“537
7. Kassasturz: Zur Kompatibilität von Kulturanalyse und Dispositiv546
7.1 Brückenschläge546
7.2 Vermittlungsbegriffe und Übersetzungsleistungen555
7.3 „Das sind die Fakten“: Resümee, Ausblick, Potenziale …562
Anhang 1 – Interviews und informelle Gespräche569
Anhang 2 – Abkürzungen572
Literatur575