Das Ideal der Naturerklärung, das sich nach dem kurzen Zwischenspiel romantischer Naturforschung im Verlauf des 19. Jahrhunderts artikulierte und radikalisierte, war ein mechanisches. Immer wieder findet man den Satz ausgesprochen, der Naturforschung gehe es darum, zuletzt alle Erscheinungen auf die Bewegung kleinster Teilchen und die zwischen ihnen wirkenden Kräfte zurückzuführen. Wo dies noch nicht als geleistet angesehen werden konnte, wie etwa im Bereich der grundlegenden Lebenserscheinungen, gab man sich doch der Hoffnung hin, mit verfeinerten Methoden das Ziel dereinst ebenfalls zu erreichen. Auf einzelnen Gebieten schien die Naturforschung immerhin bereits an diesem Punkt angelangt. Dem sicheren methodischen Leitfaden der Induktion folgend, verhielt sich der historische Gang naturwissenschaftlicher Erkenntnis wesentlich kumulativ. Dem in Berlin wirkenden Elektrophysiologen Emil Du Bois-Reymond schien es gar, »dass der geschichtliche Gang der induktiven Wissenschaften meist nahe derselbe ist wie der Gang der Induktion selber«. Im Idealfall fielen somit nicht nur Forschung und Darstellung, sondern auch die Methode der Erkenntnisgewinnung und der reale historische Verlauf der Forschung zusammen. Von den »Zufälligkeiten des Entdeckungsgeschäftes«2 abgesehen, war die Geschichte einer Wissenschaft als identisch aufzufassen mit dem induktiven Prozess ihrer Ausdifferenzierung. Konsequenterweise sah der Berliner Physiologe denn auch für die Wissenschaftsgeschichte eine im Wesentlichen didaktische Rolle vor. Dieser Ansicht folgte auch zwei Jahrzehnte später noch Pierre Duhem: »Die richtige, sichere und fruchtbare Methode, um einen Geist zur Aufnahme einer physikalischen Hypothese vorzubereiten, ist die historische.«3 Im Gegensat